Kalifornischer Sommertag
Villa holt Lebensgefühl der amerikanischen Westküste ins Rhein-Main-Gebiet
Ein weit auskragendes Holzdach schwebt wie ein schützender Schirm über dem Herzstück des Hauses, darunter klare Linien, viel Glas und weite Räume. Doch unter dem Dach und hinter den Fassaden offenbart sich mehr als gelungene Ästhetik. Hier ist ein Lebensraum entstanden – ein Zuhause, das atmet, lebt und verbindet.
Es begann mit einem klaren Wunsch: Raus aus der Wohnung, rein ins Leben. Eine junge Familie träumte von Licht, Luft und Weite – und davon, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Sie wünschten sich ein Haus, das offen und einladend ist, mit fließenden Übergängen zwischen Innen und Außen und maximal zwei Geschossen. Einen Ort, an dem die Kinder aufwachsen, Freunde empfangen werden, Rückzug und Begegnung gleichermaßen stattfinden können. „Wir fühlen uns ausgesprochen wohl in diesem Haus, nachdem wir vorher in einer Wohnung gewohnt hatten – das war schon eine Umstellung“, sagen die Bauherren heute.
Die Vision: ein Wohngefühl wie in Kalifornien. Offenheit, Leichtigkeit, ein fast lässiger Umgang mit Raum, Licht und Natur. Genau diese Idee griff das Darmstädter Architekturbüro Studio Schubert Architektur auf und übersetzte sie mit architektonischer Präzision und großer Empathie in den Kontext des Rhein-Main-Gebiets. Als Vorbild dienten die berühmten Case Study Houses – ikonische Wohnbauten der US-Nachkriegsmoderne, bei denen es Programm war, moderne, funktionale und erschwingliche Wohnhäuser zu schaffen, die sich harmonisch in ihre Umgebung einfügen und gleichzeitig neue Wege des Wohnens aufzeigen. Das Grundstück selbst stellte eine besondere Herausforderung dar: Zwei Gartenbereiche – einer straßenseitig, einer rückwärtig – sollten verbunden werden, obwohl ein Höhenunterschied von knapp einem Meter zu überwinden war. Die Architekten entwickelten eine elegante Lösung: einen fließenden, gestuften Übergang von Architektur und Landschaft, bei dem sich Gebäude und Garten wie Puzzleteile ineinanderfügen. Das Erdgeschoss ist die lebendige Mitte des Hauses. Küche, Essbereich und Wohnzimmer gehen nahtlos ineinander über, mit raumhohen Glasfronten, die den Blick in den Garten freigeben. Das sichtbare Holzdach, das sich vom Inneren über die Terrasse bis zum Carport erstreckt und auch eine Outdoor-Küche überdacht, ist sowohl gestalterisches wie funktionales Statement. Hier wird das Ankommen zelebriert: Das Auto gehört hier zum Bild, ein bewusster Verweis auf das kalifornische Vorbild eines offenen Wohnens. Im Obergeschoss befinden sich die privaten Rückzugsorte: zwei Kinderzimmer mit eigenen Bädern, ein großzügiger Elternbereich samt Masterbad, Ankleide und Blick ins Grüne. Im ebenfalls natürlich belichteten Untergeschoss: Sauna, Fitnessbereich, Spielzimmer – Räume, in denen sich der Alltag vergessen lässt. Die Architekten setzten bei dem Wohnhaus auf solide Materialien: Ein hochgedämmtes und verputztes Mauerwerk trifft auf sichtbares Holztragwerk – etwa im Koch-/Essbereich, im Carport oder in der Außenküche. Holz dient hier nicht nur als warmes Gestaltungselement, sondern auch als konstruktives Rückgrat. Es verleiht Atmosphäre und Haltung – und eine haptische Nähe zur Natur. Das Interieur des Hauses ist geprägt von reduzierten Formen und edlen Materialien wie beispielsweise dem durchgehenden, fast fugenlosen weißen Zement-Heiz-Estrich im Erdgeschoss und der textilen Wandbespannung für eine gute Raumakustik. Im Obergeschoss prägt massives Eichen-Doppelstab-Parkett im Fischgrät-Verband die Atmosphäre, während im Master-Bad abwechselnd scharrierter und glatter weißer Quarzit für visuelle und haptische Akzente sorgt. Die Farbpalette des Hauses ist zurückhaltend und naturverbunden, dominiert von warmen Tönen, die Eleganz und Gemütlichkeit harmonisch miteinander verbinden. Ein zentrales Gestaltungselement ist das Licht. Tagsüber übernimmt die präzise gesetzte Öffnungsarchitektur mit Fensterbändern, Glasflächen und Oberlichten die natürliche Beleuchtung. Nachts wird das Licht durch ein fein abgestimmtes Konzept in Szene gesetzt, das Räume modelliert und Stimmungen erzeugt (entworfen von den Innenarchitekten Schmidt Holzinger ebenso wie das Innendesign). Licht wird hier nicht nur geplant – es wird zelebriert.
www.studio-schubert-architektur-bda.com
Fotos:
Moritz Bernoully
www.moritzbernoully.com
(Erschienen in CUBE Frankfurt 03|25)