Wände raus, Licht rein
Umfangreiche Änderungen machen eine Doppelhaushälfte zum großzügigen Einfamilienhaus
Von außen wirkt das Haus, das sich mitten in Derendorf zwischen alten Kasernen und Neubauten befindet, recht unscheinbar. Ein Eindruck, der täuscht. Denn betritt man erst einmal das Einfamilienhaus, wird schnell klar: Das Gebäude lebt von architektonischen Raffinessen, sorgsam ausgearbeiteten Details und vielen tollen Ideen.
Um diese umzusetzen, beschloss die Bauherrenfamilie, zunächst den sehr kompakten Grundriss zu ändern. Weniger Wände, mehr Licht lautetet die Devise. „Auch wenn die Aufteilung der Räumlichkeiten durchaus praktisch war, war uns wichtiger, mehr Licht, Offenheit, Stauraum und eine größere Küche als Mittelpunkt des Familienlebens zu realisieren“, sagt die Bauherrin. Um den Wunsch einer großzügigen Küche wahr werden zu lassen, wurde sogar die Garage geopfert. Statt also das Auto im geschützten Raum zu wissen, kann die Familie nun jeden Tag das Beisammensein in der modernen Küche genießen, die vor allem durch den Küchenblock in schwarzer Marmoroptik besticht. Eine weitere größere Änderung war der Abbruch der einzigen tragenden Betonwand im Erd- und ersten Obergeschoss, die durch eine Stahl-Glas-Konstruktion ersetzt wurde. Die Eigentümer entschlossen sich zu diesem Schritt, da das Treppenhaus das Licht nach 3,28 m gleich gestoppt hat und so nicht genügend Helligkeit in das Esszimmer, das eine Deckenhöhe von 5,46 m misst, gelangt. Als neue Lösung kommt eine filigrane, nur 8 mm dicke Stahltreppe zum Einsatz, die fast nicht existent scheint und jede Menge Tageslicht in die Küche lässt. Ein Kniff, den Architekt Jean-Luc Lourier besonders hervorhebt: „Das Beeindruckende an dieser schlichten Doppelhaushälfte ist, dass man die Dynamik der Galerie über zwei Ebenen und die imposante Kombination aus Stahl und Glas von außen nicht erahnen kann. Wenn man dann hereinkommt, ist man erstaunt, wie groß und lichtdurchflutet das Haus innen ist.“
Durch den Stahl und den Betonboden versprüht das gesamte Erdgeschoss einen eher industriellen Charme. Klare Linien dominieren. Einen gemütlichen Kontrastpunkt setzt der mit Eichenlamellen versehene Garderobenschrank, der als besondere Finesse eine raumhohe Tür zum Gäste-WC versteckt. Er gibt der Etage Wärme und ist zugleich der erste Hingucker des Hauses. Ein weiterer ist die Flos Arrangement Leuchte, die trotz ihrer klaren Linien ein bisschen an ein Zirkustrapez erinnert. Im ersten und zweiten Obergeschoss wurden die ursprünglichen Parkettböden beibehalten. Erst wenn der Nachwuchs aus dem Gröbsten raus ist, werden hier Veränderungen geplant und angegangen. Im dritten Geschoss befindet sich der Elternbereich, der vollständig gefliest ist. Auch hier herrscht ein offener Grundriss vor: Schlafzimmer und Badezimmer gehen ohne Türen ineinander über. Ein Fenster zwischen den beiden Räumlichkeiten zeigt einen spannenden Kontrast zwischen einem kühl gestalteten Badezimmer in Schwarz-Weiß und einem wohnlichen Schlafzimmer, in dem warme Farben dominieren.
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(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|21)