Vergoldeter Industriecharme
Aus alten Gewerbebauten wird eine Wohnoase mit Charakter
Ein Hinterhof mit alten Gewerbehallen in Langenfeld, der zuletzt der Gerätefirma Keller als Standort diente, besaß nicht zuletzt wegen seiner ruhigen, von der stark befahrenen Hauptstraße abgetrennten Lage das Potenzial zu einem attraktiven Wohnstandort. Rotterdam Dakowski Architekten aus Leverkusen haben drei Bestandsgebäude saniert und mit zwei zusätzlichen Neubauten zu einer barrierefreien innerstädtischen Wohnoase mit einer Büroeinheit nachverdichtet. Diese erhält den alten Industriecharme und schreibt ihn fort.
Das hinter einer Zufahrt verborgene, etwa 4.000 m² große Areal umfasste unter anderem eine viergeschossige Industriemühle, ein zweigeschossiges Werkstattgebäude sowie eine große Stahlbauhalle. Die Bestandsgebäude wurden umfangreich saniert und an die neue Nutzung adaptiert. Die prägenden konstruktiven Strukturen der Gebäude zu erhalten und mit den heutigen Anforderungen der Bauphysik sowie des Brandschutzes zu verbinden, stellte sich dabei als die größte Herausforderung dar. So verlangte in der Industriemühle etwa die alte Kappendecke mit Stahlträgern aufwendige Sonderlösungen – zumal sie mit den neu eingezogenen Balkonträgern zu kombinieren war. Und auch beim Umbau der Halle, die heute den Großteil der insgesamt 23 Wohnungen beherbergt, gab es Herausforderungen zu meistern. Um das alte Stahltragwerk zu erhalten, zugleich aber auch eine Unterteilung in mehrere Brandabschnitte und eine barrierefreie Erschließung mit Aufzügen zu gewährleisten, musste eine neue massive Hülle um das alte Tragwerk gelegt werden. Im Eingangsbereich des Gebäudes erinnert noch die erhaltene Kranbahn an die frühere Nutzung der Halle. Nach dem Rückbau von nicht nutzbaren Nebengebäuden konnten die beiden zweigeschossigen Neubauten und eine Tiefgarage ergänzt werden, um den Abschluss für den Innenhof zu bieten – ein zentraler Platz, der den Bewohner:innen für Begegnung und Austausch zur Verfügung steht. Alt- und Neubauten wurden dabei in ihrer Fassadengestaltung harmonisch aufeinander abgestimmt. Der rote Backsteinklinker des Bestands stand Pate für die Fassadengestaltung der Neubauten mit ebenfalls roten Backsteinriemchen. Kombiniert wird der Backstein mit golden eloxierten Blechpaneelen, die eine unterschiedliche Haptik aufweisen. So ist die gesamte Westfront der alten Halle mit einem filigranen Zackenprofil-Blech verkleidet, das das Gebäude besonders heraushebt. Eingangsbereiche, Sicht- und Eckfenster wurden dazu – bei Neu- wie Altbau – mit einem glatteren Blech akzentuiert. Die entstandenen Wohnungen sind größtenteils barrierefrei ausgeführt und haben zugleich doch individuelle Grundrisse, mit Raumhöhen bis zu fünf Metern. Dabei konnte das Sichtmauerwerk teilweise aufgearbeitet werden und der weitläufige Loftcharme ließ sich durch den Einbau von Glastrennwänden, anstelle von konventionellen Trockenbauwänden, erhalten. So ist es gelungen den Industriecharakter modern umzusetzen und dem Projekt eine ganz eigene Note zu geben.
Fotos:
Andreas Wiese
www.fotografie-wiese.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|24)