Kultur & Hochzeit im Graffiti
Der Kunstwürfel führt nachhaltig die Geschichte seiner Entstehung fort
Wie aus etwas Altem ungewöhnliches Neues entstehen kann, zeigt der Kunstwürfel von Heidacker Architekten in Bischofsheim. Recycling und Nachhaltigkeit haben sie bei dem Projekt nicht nur groß geschrieben, die nachhaltige Wiederverwertung von Baumaterialien war sogar Auslöser für das Projekt. Ein Ort, der Geschichten weiterträgt, entstand zudem dabei. Denn das Projekt begann – ohne dass die Bischofsheimer Architekten das zu dem Zeitpunkt auch nur erahnen konnten – bereits im Jahr 2017, als ein maroder Supermarkt abgerissen werden sollte, um Platz für ein Mehrfamilienhaus zu schaffen. Bis die Baugenehmigung für den Neubau eintraf, zeigten dort 10 Künstler zwei Ausstellungen unter dem Titel Super-M-Art. Und nicht nur das: Im Zuge der Umwidmung des Supermarktes besprühte der Kulturpreisträger Manuel Gerullis die Außenwände mit Graffitis.
Nach deren Fertigstellung bildete sich eine Bürgerinitiative zum Erhalt der Graffitiwände. Also wurde überlegt, wie die acht großen Platten mit Graffitis unbeschädigt abgebaut und „umgenutzt“ werden könnten. Als ein kleines Grundstück, Sponsoren und weitere Unterstützer gefunden worden waren, bauten die Architekten die Platten zu einem Würfel auf. Mit dem Kunstwürfel wurde auch die Geschichte seiner Entstehung fortgeführt, da abermals ein Raum für Kunst und Kultur entstand. Die besprühten Waschbetonfertigteile bilden nun die markante Fassade des kleinen Ausstellungsraums und werden optimal weiterverwendet. Inzwischen bietet der Kunstwürfel nicht nur ein Programm mit Literatur, Musik und Kunst – er wurde sogar von der Gemeinde Bischofsheim zum Standesamt erklärt.
Fotos:
Heidacker Architekten
(Erschienen in CUBE Frankfurt 03|22)