Form Follows Culture
Agenturbüro mit Coworking-Plätzen hebelt bekanntes Designprinzip aus
Coworking einmal etwas anders. Und wer weiß: vielleicht sogar beim eigenen Auftraggeber. Denn die Digitalagentur Herren der Schöpfung hat in ihren großzügigen Räumlichkeiten nicht nur Arbeitsplätze für den festen Mitarbeiterstamm, sondern vergibt eine limitierte Anzahl von Coworking-Plätzen gerne an Freelancer und Solo-Entrepreneure aus der Branche. So entsteht eine Win-Win-Situation für alle, da hier kreative Digitalenthusiasten vom gemeinsamen Austausch profitieren können. Und manchmal realisiert man auch gemeinsame Projekte.
Auch wenn Ubertage damit nicht ganz dem klassischen Coworking-Konzept entspricht, finden Coworker hier doch alles, was sie für ihre Arbeit brauchen: Eine professionelle Infrastruktur mit modernster technischer Ausstattung und ein edles Designkonzept, das dafür sorgt, dass Menschen hier gerne arbeiten. Bei der Planung aller Büroräume haben sich Agentur und Möbelhersteller Vitra gegenseitig befruchtet: „Schnell war klar, dass der traditionsreiche Möbelhersteller viel von einer Agentur der neuen Generation lernen kann – und umgekehrt“, sagt Agentur-Geschäftsführer Markus Schuhmacher über die Zusammenarbeit. Bei der Umsetzung haben die Planer nicht auf die Maxime Form follows Function gesetzt, sondern das bekannte Prinzip in Frage gestellt und das Büro nach einem etwas anderen Ansatz konzipiert: Form follows Culture. „Durch den Culture-Ansatz richtet sich der Raum mehr nach den Bedürfnissen der Menschen und deren Kultur. Dieser Ansatz beflügelt auch das agile Arbeiten. Ein Büro muss mehr sein als ein Ort, an dem wir Zeit gegen Geld tauschen. Es sollte eine Heimat sein.“ Denn damit die Ziele der Agentur erreicht werden, muss aus vielen unterschiedlichen Typen und Talenten eine Einheit entstehen. Das gilt auch für den Coworking Space, der ohnehin nicht von der Agentur abgetrennt ist.
Mit ihrem offenen Charakter folgt letztlich die Bürolandschaft dem Prinzip eines Coworking Space und ist so agil gestaltet, dass Teilbereiche für Events oder Workshops in den Open Space integriert sind. Auch mischen sich hier Agenturmitarbeiter und Coworker. Die ineinandergreifenden, L-förmigen Schreinerarbeiten verstehen sich als Keimzellen der Schöpfung und beherbergen Funktionen wie Stauraum, Telefonbox oder DJ-Pult – außerdem dienen sie als Rückzugsort sowie als Ort der Begegnung für kurze Meetings. Bei der Wahl der Materialien wurde großer Wert auf Naturprodukte gelegt. Dies spiegelt sich auch im Farbkonzept wider. So paaren sich Korkoberflächen mit dezenten Grüntönen. Die Tischoberflächen sind weitgehend mattschwarz. Im Gegensatz dazu wurden im Büro der Geschäftsleitung, im großen Besprechungsraum und in der Küche Eichenoberflächen gewählt, um einen warmen, wohnlichen Charakter zu erzeugen.
Fotos:
Eduardo Perez
www.eduardoperez.de
(Erschienen in CUBE Frankfurt 04|19)