Flexibel durchdacht
Ein Mehrfamilienhaus in Bochum bietet Platz für Wohnungen und eine WG
In der Wasserstraße in Bochum fügt sich ein neues Mehrfamilienhaus nahtlos in die Nachbarbebauung ein. In der Höhe identisch, mit sandfarbener Riemchenfassade im Erdgeschoss sowie darauf farblich abgestimmter Putzfassade, befinden sich auf drei Obergeschosse verteilt 18 Wohnungen. Im Erdgeschoss ist zudem eine WG beheimatet, die auf 560 m² Wohnfläche 12 Appartements und einen Gemeinschaftsraum nebst Gemeinschaftsküche umfasst.
Geplant hat das barrierefreie Mehrfamilienhaus für an Demenz Erkrankte das Architekturbüro Planungsgesellschaft Ruhnke und Partner aus Hattingen. Die Demenz-Wohngemeinschaft mit 24-Stundenbetreuung im Erdgeschoss stellte die Architekten vor besondere Herausforderungen. Sie planten die rollstuhlgerechte Fläche dergestalt, dass künftig auch andere Nutzungen, etwa als Büros, möglich wären. Daher enthält sie, um flexibel zu bleiben, nur wenige statische Elemente, dafür viel Trockenbau. Um die Tragfähigkeit für die darüber liegenden Etagen zu gewährleisten, wurde die Betondecke mit 45 Zentimetern anstelle der sonst üblichen 22 bis 25 Zentimeter ausgebildet. Zum Hof fällt das Gelände leicht ab, so dass im Untergeschoss, wo die Tiefgarage sowie die Kellerräume verortet sind, eine rund 210 m² große Terrasse für die Wohngemeinschaft im Erdgeschoss entstand. Diese ist mit einem Rundlauf gestaltet, damit sich die Bewohner:innen frei bewegen können und die Betreuenden Blickkontakt zu ihren Schützlingen haben. Begrünt und mit Bänken und Hochbeeten versehen, bietet sie in einem geschützten Raum und eine hohe Aufenthaltsqualität. Die weiteren Wohnungseinheiten, darunter 11 Dreiraumwohnungen zwischen 55 und 77 m² sowie sieben Zweiraumwohnungen in Größen von 40 bis 62 m², werden über Laubengänge auf der Hofseite erschlossen. Zur Straßenseite gewandt befinden sich Loggien mit verglasten Brüstungselementen. „Das satinierte Glas ist bei Mietern sehr beliebt“, weiß Architekt Tobias Eule, „es bietet Sichtschutz und lässt gleichzeitig Licht hindurch. Außerdem erhält das Gebäude dadurch einen offenen und einheitlichen Charakter.“
Ausgestattet sind die Wohnungen mit hochwertigem und langlebigem Vinylboden in Eichenton. Die zur Straße ausgerichteten Fenster sind aus Schallschutzgründen dreifach-, zum Hof hin zweifach verglast. Das Treppenhaus weist einen Boden aus Werkstein auf und jeder Etage ist eine eigene Wandfarbe zugeordnet. Auf dem Dach befindet sich noch eine Besonderheit: eine für alle Bewohner:innen zugängliche Dachterrasse, die die Kommunikation untereinander fördern soll. Energetisch wird das Gebäude über Wärmepumpen und Solarenergie versorgt. Es ist am Tag der offenen Architektur am 29./30. Juni zu besichtigen.
Fotos:
Ruhnke – PR+P
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 02|24)