Minimalistisch mit Farbakzenten
Einfamilienhaus mit viel Stauraum und Platz für moderne Kunst
Für ihr neues Zuhause wünschte sich die junge vierköpfige Familie ein modernes, stimmiges innenarchitektonisches Gesamtkonzept. Neben dem gesamten Innenausbau und der Möblierung sollte auch die Küchenplanung, das Konzept für Farben, Materialien und Beleuchtung sowie eine Beratung zu Kunst im Raum enthalten sein. Beim ersten Gespräch mit den Bauherren erkannte die Innenarchitektin Barbara Middel schnell, dass der geplante Grundriss optimiert werden musste. Der Eingangsbereich, der zwar großzügig geplant worden war, bot kaum Potenzial für Stauraum, den eine Familie immer gut gebrauchen kann. Middel schlug kurzerhand die Vergrößerung des Hauses um 65 cm vor. Der Architekt reichte daraufhin ein Nachtragsbaugesuch ein und schuf die Grundlage für ausreichend Stellfläche. Umgesetzt hat ihn die Innenarchitektin vor allem in Form eines maßgefertigten Garderobenschranks, der über die komplette Westseite des Hauses bis in den über 6,90 m hohen Luftraum in die Ankleide verläuft. Er bietet nicht nur viel Platz, sondern unterstreicht auch das minimalistische Gestaltungskonzept des Hauses. In den weiß lackierten Schrank ist eine Tür integriert, durch die man direkt zur Doppelgarage gelangt. Ein offenes, beleuchtetes Fach mit rückseitig verspiegelter Fläche öffnet die Front und korrespondiert mit dem Fenster im Luftraum. Vertikale Lichtlinien in den Schattenfugen überziehen die gesamte Front und betonen die Höhe. Eine filigrane Leuchte im Luftraum setzt einen feinen Akzent. An den Schrank schließt eine 5 m lange Sitzbank aus Eiche mit Stauraum an. Sie verläuft, optisch getrennt durch eine satinierte Glasscheibe, um weitere 2 m bis ins Gäste-WC. Dekoriert mit Fellen sowie bunten Kissen und kombiniert mit dem Blumenteppich bildet sie nicht nur das großzügige Entree, sie ist auch das zweite Wohnzimmer, das gerne von den Kindern bespielt wird.
Das Farb- und Materialkonzept entwickelte die Innenarchitektin auf Grundlage des Bauherrenwunsches nach einem fugenlosen Sichtestrich. Er wurde im gesamten Erdgeschoss eingebracht und korrespondiert mit hellem, gebürstetem Eichenholz. Zwei Stufen trennen den Wohn- vom Essbereich. Diese Trennung ist bewusst als Spange mit einem Materialwechsel ausgebildet und ein weiteres Material kommt ins Spiel: Rohstahl. Der Tunnelkamin ist ebenfalls bodenbündig in die Spange eingearbeitet und bildet mit seiner dunklen Kalkspachteltechnik eine harmonische Einheit. Zwar sorgt der Kamin für räumliche Trennung – sobald aber das Feuer in ihm lodert, erlebt man ihn als verbindendes Element. Dieses Spiel aus kühlen und warmen Oberflächen zieht sich durch das gesamte Haus. Da die Beleuchtung wesentlich zur Stimmung im Raum beiträgt, wurden im gesamten Haus asymmetrisch auf die Wand strahlende, weiße LED-Einbaudownlights verteilt. In ihrer Gestalt verschmelzen sie optisch nahezu mit der Decke zu einer Einheit, gleichzeitig reflektieren die Wände das Licht. Besonders effektvoll wird so auch die moderne Kunst in Szene gesetzt.
Fotos:
Daniel Stauch
www.danielstauch.com
(Erschienen in CUBE Stuttgart 02|22)