Das Haus hinter dem Haus
Ein Wohn- und ein Atelierhaus erweitern den Bestand mit vielfältigen Nutzungsoptionen
Eine alltägliche Straße in der westlichen Kölner Vorstadt: Entlang der Vorgärten und der einheitlichen Bauflucht befinden sich ein- und zweigeschossige, freistehende Häuser. Der Bauherr wünschte sich auf seinem Grundstück ein Atelierhaus, in dem er in Gegenwart seiner Kunstsammlung ungestört arbeiten kann – praktisch gelegen direkt neben seinem Privathaus. Um die Ressourcen des Grundstückes besser auszunutzen und gleichzeitig die städtebauliche Ordnung zu erhalten, entwarfen und realisierten Axel Steudel Architekten aus Köln das Gebäude in Kombination mit einem vermietbaren Wohnhaus, das in erster Reihe steht.
Das vorgefundene Repertoire der Umgebung wird übersetzt in ein schlichtes, zweigeschossiges Wohnhaus mit gezielt gesetzten Öffnungen und wenigen, aber umso sorgfältiger geplanten Details. In zweiter Reihe schließt sich ein eingeschossiger Baukörper an, der das Atelierhaus aufnimmt. Im Zusammenspiel mit dem Bestand entsteht ein gemeinsamer, begrünter Hof, der zusammen mit dem Atelierhaus vom Bauherrn genutzt wird. Den Mietern des zweiten Wohnhauses bietet sich hingegen eine eigene, vom Hof abgeschirmte Terrasse zur Nutzung. Die modern artikulierte Typologie von Haus und Hinterhaus lässt gleichsam eine Vielfalt unterschiedlicher Nutzungskombinationen möglich werden: Beide Einheiten können zusammen, getrennt, zeitweise getrennt, zum Wohnen und Arbeiten, als Büro oder Praxis, als Werkstatt oder Atelier genutzt werden. Sie besitzen dafür eigene, barrierefreie Eingänge. Verbindungen sind sowohl über ein Untergeschoss als auch ebenerdig über einen optionalen Verbindungsgang denkbar.
Mit ihren Klinkerfassaden orientieren sich die beiden Bauten am vorhandenen Bestand, was in Verbindung mit der gemeinsamen Bauflucht ihren Zusammenhalt unterstreicht. Die im Kreuzverband gemauerte Ziegelschale aus einem rotbunten, rheinischen Ringofenklinker von Gillrath prägen handwerkliche Details wie Grenadierschichten, gemauerte Fensterstürze und Rollschichten an den Attiken. Vordächer aus Beton markieren die Eingänge und setzen die überdachten Bereiche des Bestandes im gemeinsamen Hof fort. Weiß lackierte Holzfenster und das Kupferblech für die Dacheindeckung ergänzen die reduzierte Materialsprache. Innen bilden weiß verputzte Wände, Böden aus Eiche und Stein sowie die hell gefliesten Bäder eine überwiegend zeitlose Ausstattung. Alle Räume besitzen Fußbodenheizungen. Die Erwärmung des Brauch- und Heizungswassers erfolgt über eine Wärmepumpe, die Stromversorgung des kleinen Ensembles wird durch eine Photovoltaikanlage unterstützt.
Fotos:
Christian Eblenkamp
www.christian-eblenkamp.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 04|21)