Aufs Wesentliche reduziert
Die neuen Umkleidegebäude im Gelsenkichener Jahnstadion sind preiswürdig
Weniger ist manchmal mehr – das trifft auch für den energetisch optimierten Neubau des Umkleidegebäudes der Bezirkssportanlage Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion in Gelsenkirchen zu. quadrat + architekten haben das im Rahmen des Kommunalen Investitionsförderungsgesetz (KlnvFG) möglich gewordene Projekt von der Planung bis zur Fertigstellung umgesetzt. „Der Fokus unseres Entwurfs lag auf einer dauerhaften und robusten Konstruktion, die auf die wesentlichen Eigenschaften reduziert wird“, führt Alexander Pick aus, dessen Recklinghäuser Architekturbüro für dieses Projekt mit dem BDA Architekturpreis Vest Recklinghausen und Gelsenkirchen 2023 ausgezeichnet wurde.
Im Bereich der ehemaligen Tribünenanlage errichtet, fällt die Sichtbetonwand ins Auge, die als prägendes Element der Südseite den Schriftzug „Jahnstadion“ trägt. Unter dem großzügigen, umlaufenden Vordach betont die horizontal verlegte hinterlüftete Holzfassade die liegende Kubatur des Baukörpers. Die Zugänge zu den Kabinentrakten sind zum Hauptsportplatz ausgerichtet. Davor befindet sich die neue Sitzstufentribüne. Die Eingänge sind an den Stirnseiten verortet. Auf der Westseite gibt es einen ebenerdigen Zugang auf das Tribünenplateau. Das Gebäude ist vollständig barrierefrei konzipiert, verfügt über Rampen in den Außenlagen und Sitzmöglichkeiten auf der Tribüne sowie eine erste Reihe für Rollstühle, ein taktiles System mit kontrastreichen Oberflächen und ein zentrales barrierefreies Behinderten-WC. Langlebig und robust, so lässt sich das Material Sichtbeton für die Fassade beschreiben, das einem teilweise rauen Umgang standhalten muss. Außerdem ermöglichte die Konstruktion, ein umlaufendes, stützenfreies Kragdach zu errichten. Auf konventionelle mineralölbasierte Dämmungen wurde zugunsten einer Foamglasdämmung verzichtet. Diese ist langlebig und kann später gut recycelt werden. Die tragenden Außenwände sowie die nichttragenden Innenwände sind aus Hochlochziegeln konstruiert. Auf Öffnungen in der Fassade wurde bewusst verzichtet, die natürliche Belichtung erfolgt über Oberlichter im begrünten Dach. Dieses verbessert die Wärmedämmung im Winter und reguliert das Gebäudeklima im Sommer. Zudem trägt es zu einem verbesserten Mikroklima des Stadtteils bei und sichert die Wasserrückhaltung bei Starkregen. Die Beheizung erfolgt über Wärmepumpen, die Be- und Entlüftung über Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Innen befinden sich acht Umkleiden, die über vier Duschbereiche miteinander verbunden sind. Zudem ist ein separater Umkleideraum für den Schiedsrichter vorhanden. Notwendige Räume wie Technik-, Lager- und Funktionsräume sind innerhalb des Gebäudes untergebracht. Die Böden der Kabinen verfügen über eine strapazierfähige Beschichtung und gehen im Duschbereich in Fliesen über, die an den Wänden als Reminiszenz zur Historie von Schalke 04 blau lasiert sind.
Fotos:
Detlef Podehl
www.podehl.com
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 04|24)