Alte neue Stadtstrukturen
Vier neue, an die Historie erinnernde Wohnhäuser bilden ein neues Stadtquartier am Fluss
An diesem Ort in Balingen treffen verbliebene mittelalterliche Stadtstrukturen unmittelbar auf die Zeugnisse der klassizistischen Neuordnung im frühen 19. Jahrhundert. Die neue Wohnbebauung greift die klein parzellierte städtebauliche Struktur des ehemaligen Gerberviertels am Flussufer auf und entwickelt das Motiv der giebelständigen Gerberhäuser weiter. Sensibel eingefügt, komplettieren die Häuser von nbundm* Neuburger, Bohnert und Müller Architekten BDA und Stadtplaner die Stadtsilhouette und schließen die umfassende Sanierung des Viertels zwischen 1994 bis 2004 ab. Ein drittes Haus am ehemaligen Standort einer Mühle bildet den Abschluss zweier öffentlicher Räume. Ein Anbau „Beim Mühltor“ ergänzt das Gebäudeensemble und zeichnet den Verlauf der inneren Stadtmauer nach.
Gebäudevolumina und Hausformen orientieren sich an der umgebenden Bebauung, resultieren aus Flurgrenzen oder historischen Kanalläufen. Am Rande der Altstadt entstand auf diese Weise eine neue städtische, mehrfach ausgezeichnete Wohnbebauung, eingebettet in ein öffentliches Platz- und Raumgefüge. Auch oberirdisch sind die vier Gebäude einer Wohnbaugenossenschaft verbunden: Über das durchgesteckte Treppenhaus des mittleren Hauses gelangt man in das ebenerdig und für alle Bewohner:innen zugängliche Zwischengeschoss mit Platz für Fahrräder und Kinderwagen sowie Trocken- und Werkräume. Bis auf den Anbau sind die Häuser über einen Aufzug an die Tiefgarage angebunden und barrierefrei erschlossen. Die Wohnungen sind ebenfalls barrierefrei konzipiert und werden über eine großzügige Diele betreten. Kochen, Essen und Wohnen sind als räumlich zusammenhängende offene Bereiche entwickelt, die sich nach Bedarf – mit einer in sich geschlossenen Küche – unterteilen lassen. In den Wohn-und Schlafräumen wurde Eichenparkett verlegt, die Böden der Bäder sind gefliest. Dieser wichtige Gemeinschaftsraum innerhalb der Wohnung kommuniziert über die Loggia mit auffallend roten Markisen mit dem öffentlichen Raum. Jeweils die oberste Wohnung in den Häusern ist als Maisonette angelegt und birgt unter dem Dach Schlafräume und kleinere Zimmer. Insgesamt entstanden 22 Wohnungen mit jeweils zwei bis fünf Zimmern auf rund 1.710 m² Wohnfläche.
Fotos:
Sebastian Schels
www.schels.net
(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|25)