Aus nüchtern wird wohnlich
Neugestaltung eines Hauses am Hang führt unterschiedliche Wohnebenen stilistisch zusammen
Dieses moderne Architektenhaus am Hang, das Anfang 2000 entstand, ist geprägt von starken Kontrasten sowie einem eher nüchternen Ambiente mit Sichtbetonwänden. Trotz bodentiefer Fenster war der hintere Bereich – der jetzige Wohnbereich – etwas dunkel und ließ die Offenheit und den Blick ins Freie vermissen. Wunsch und Auftrag der Bauherr:in an die Architektin Doris Wolfart: Entrée, Garderobe, Küche, Ess- und Wohnraum sowie Gästezimmer neu zu gestalten mit dem Ziel, eine warme, elegante und wohnliche Atmosphäre zu kreieren. Trotz der offenen Split-Level-Bauweise sollte eine stilistische Einheit mit fließenden Übergängen entstehen.
Wesentliche Elemente der Gestaltung in dem Wohnhaus auf drei Ebenen sind neue Bodenbeläge und Wandoberflächen sowie maßgeschneiderte und vom Schreiner gefertigte Einbaumöbel. Ausgewählte Möbelstücke und Teppiche sowie eine stimmungsvolle Beleuchtung ergänzen das Konzept. Neben Sichtbetonoptik sorgt nun beispielsweise eine Seegrastapete für eine optisch und haptisch hochwertige Wandoberfläche. Die Bereiche Wohnen und Essen wurden getauscht sowie eine Wand im Erdgeschoss zwischen Küche und ehemaligem Essbereich, wie auch ein massiver Kamin entfernt. Auf diese Weise entstand ein großer, offener Wohn- und Essbereich, der durch ein Einbaumöbel optisch getrennt ist und dennoch das Licht durch die bodentiefe, große Fensterfront aus dem neuen Essbereich bis in die hinterste Ecke strömen lässt. Das Herz des Hauses ist der Küchenblock aus Taj Mahal. Kombiniert wurde er mit schwarzer Eiche und den Metallen Edelstahl und Bronze. Unterschiedliche Stühle, darunter auch Designklassiker, rahmen den auskragenden Küchentisch. Einbauleuchten setzen den Koch- und Sitzbereich gezielt in Szene. Der über zwei Geschosshöhen offene Essbereich nimmt einen massiven und organisch geformten Esstisch aus Eichenholz in seine Mitte. Angeordnet um den Tisch, präsentiert sich eine lebendige Kombination diverser moderner Stühle. Um die Leichtigkeit des Ensembles zwischen den monolithischen Betonwänden zu unterstreichen, wurde ein Teppich des Künstlers Eduardo Chillida ausgewählt, ergänzt durch Glaspendelleuchten. Licht spielt im gesamten Haus eine bedeutende Rolle, sowohl am Tag als auch am Abend. Das Haus lebt und verändert sich mit dem Licht.
Für den Eingangsbereich mit dem Entrée wählte die Architektin vertikale Holzlamellen, einen getönten Spiegel, schwarzen Marmorboden und tapezierte Schranktüren, um eine exklusive und repräsentative Wohnlichkeit zu erzeugen. Mit der Sitznische ist ein attraktiver und zugleich funk-
tionaler Bereich entstanden. Das Gästezimmer, das inklusive der Decke komplett mit Holz vertäfelt ist, erinnert an eine moderne Schiffskajüte. Farblich in warmen und naturnahen Tönen gehalten, strahlt dieser Raum Ruhe und Behaglichkeit aus.
Fotos:
Erik Chmil
www.erik-chmil.de
(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|25)