Allegro
Erweiterungsbau für Hersteller von Streichinstrumente-Zubehör knüpft an Bachs Musik an
Das traditionsreiche Unternehmen Pirastro in Offenbach ist ein weltweit führender Hersteller von handgefertigten Saiten, Kolophonium (Geigenharz) und Zubehör für Streichinstrumente. Für das 1798 vom italienischen Saitenmacher Giorgio Pirazzi gegründete Unternehmen haben Wellnitz Architekten einen Erweiterungsbau geplant. Dabei sollte der Neubau repräsentativ für das Unternehmen sein, das für Zuverlässigkeit und vor allem Klangschönheit steht. Das Büro- und Werkstattgebäude mit einer Nutzfläche von 2.060 m² sollte die bestehenden Verwaltungs- und Werkstattflächen erweitern, um die Arbeitsplatzsituation zu optimieren. Der Neubau, der sich von den weißen Bestandsgebäuden absetzt, nimmt dabei nicht nur die Abteilungen Produktentwicklung und Fertigung sowie Flächen für Besprechungen und den Betriebsrat auf, sondern im Erdgeschoss auch einen Saal für Veranstaltungen und Ausstellungen, der zur Straße orientiert ist.
Die Fassade des Erweiterungsbaus aus einer hinterlüfteten goldfarbenen Aluminiumblechkon-struktion, die den Baukörper in den unteren beiden Geschossen umschließt, sticht sofort ins Auge. Das Arrangement der Fassadenelemente deutet die ersten drei Takte des 1. Satzes (Allegro) aus dem Violinkonzert Nr. 2 in E-Dur von Johann Sebastian Bach (BWV 1042) an. Die horizontale Teilung der Fassade in fünf unterschiedlich hohe Bänder korrespondiert dabei mit der Instrumentierung des Stücks. Außerdem setzt sich jedes Horizontalband aus drei unterschiedlich breiten vertikalen Grundelementen zusammen, die die Notenwerte (Viertelnoten, halbe und ganze Noten) abbilden.
Diese Fassade gewordene Interpretation des musikalischen Werks verleiht dem Gebäude eine lebendige, elegante und heitere Note. Sie setzt sich auch im Inneren fort, beispielsweise in der eleganten Ästhetik der Flure und Übergänge, die durch die Integration von geometrischen Formen sowie natürlichem Licht nicht nur Durchgang, sondern bewusst gestaltete Bereiche sind. Die großzügige Verwendung von Glas schafft dabei eine Verbindung zur Außenwelt, während die klaren Linien und die minimalistische Gestaltung eine ruhige und fokussierte Atmosphäre erzeugen. Auch der Veranstaltungsraum im Erdgeschoss öffnet sich zukünftig durch die geschosshohen und breiten Fensterfronten für das Publikum.
Fotos:
Rene Spalek
www.spalek.com
(Erschienen in CUBE Frankfurt 02|24)