Sensibel eingefügt
Die Stadt Brühl hatte einen Wettbewerb für einen neuen Anbau des Rathauses ausgelobt, den das Architekturbüro JSWD für sich entscheiden konnte. Ziel war es, den denkmalgeschützten Bestand aus den 1960er-Jahren zu sanieren und mit einer zeitgemäßen Erweiterung zu verbinden, um ein zukunftsfähiges Haus für die Bürger:innen zu schaffen. Zudem sollte der umliegende Stadtraum gestärkt werden.
Eine besondere Herausforderung stellte der Anschluss des Neubaus an den Altbau dar: Während die historische Front des Rathauses den Marktplatz prägt, sollte die Erweiterung mit der Stadtbibliothek zum Steinweg und insbesondere zum Janshof Präsenz zeigen. JSWD reagierte darauf mit einem selbstbewussten Monolithen, der sich städtebaulich harmonisch einfügt. Das neue Gebäude greift die Kleinteiligkeit der Altstadt auf und setzt die Kubatur des Denkmals fort. Es besteht aus drei ineinander verschränkten Baukörpern, die zur Gasse eine gestaffelte giebelständige Ansicht bilden. Die Art und Anordnung der Öffnungen in der Gebäudehülle aus sandfarbenem Ziegel verleihen dem Erweiterungsbau dabei eine gute Lesbarkeit: Große Einschnitte markieren die Eingänge, Lochfassaden gliedern die Büroetagen, während das Filtermauerwerk die Bibliothek abschirmt. Die flachformatigen Ziegel bekleiden auch die Dachflächen und unterstreichen so die plastisch-kubische Wirkung des Bauwerks. Die Eingänge Markt, Steinweg und Janshof treffen im Erdgeschoss des Rathauses in einem zentralen Foyer zusammen, wo die erste Anlaufstelle des Hauses mit Bürgerservice und Touristikinformation liegt. Die Bibliothek verteilt sich themenbezogen auf mehrere Geschosse, um den unterschiedlichen akustischen Anforderungen und räumlichen Bezügen Rechnung zu tragen. Während sich die zentrale Informationstheke im ersten Obergeschoss befindet, liegt die Kinderbibliothek im Untergeschoss, flankiert von einem natürlich belichteten Lesehof.
Der Neubau überzeugt zudem durch einen hohen energetischen Standard, der durch ein Blockheizkraftwerk, Betonteilaktivierung und außenliegenden Sonnenschutz gewährleistet wird. Der Janshof, ehemals Parkplatz, wurde durch die schon am Entwurf beteiligten Landschaftsplaner von RMPSL in einen bespielbaren, autofreien Platz mit schattenspendenden Bäumen umgestaltet. Durch die Kombination aus introvertierten und öffentlichen Freiflächen in urbaner Qualität wurde aus dem ehemaligen Hinterhof eine repräsentative Adresse.
Fotos:
Franco Casaccia/ JSWD
www.francocasaccia.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 03|25)