Ziegel statt Styropor
Ein Neubauprojekt zeigt, wie auch sozialer Wohnungsbau komfortabel und dauerhaft sein kann
Beim Spaziergang durch den neuen Stadtteil Nilkheim in Aschaffenburg begegnet man in der Schopenhauer Straße einer Wohnanlage, die etwas Selbstverständliches ausstrahlt – und doch als Ausnahme auffällt: Vier Neubauten des Frankfurter Architekturbüros Stefan Forster, errichtet im Auftrag der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft der Stadtbau Aschaffenburg, bilden den Auftakt zum Quartier. Die drei fünfgeschossigen Baukörper und ein sechsgeschossiger Solitär folgen dem leichten Bogen der Straße. Die Architektur ist klar, robust, bewusst ohne Wärmedämmverbundsystem und aufgrund der Energieversorgung ein Gewinn für Umwelt und Bewohner:innen gleichermaßen.
Für viele Planende im sozialen Wohnungsbau ist WDVS zum Standard geworden. Bauherr und Architekten wollten diesen Weg nicht gehen. Stattdessen entschieden sie sich für massives Ziegelmauerwerk. Der Sockel aus Vollklinker gibt den Häusern eine wertige Basis, Profilierungen und Gesimse im Klinkerband setzen horizontale Akzente. Großzügige Öffnungen mit hell gefassten Laibungen verleihen den Fassaden Lebendigkeit – ohne modische Effekte, dafür mit beständiger Materialität. Die städtebauliche Figur folgt den Vorgaben des Bebauungsplans und nutzt alle Möglichkeiten aus. In Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt konnte die Auslastung sogar leicht erhöht werden.
Die Wohnungen im Erdgeschoss orientieren sich nach Süden zu den Gärten, während straßenseitig Gewerbe- und Ladenzeilen für Belebung sorgen. Der Wohnungsmix reicht von kompakten Zweiraumgrundrissen bis zu großzügigen Vierzimmerwohnungen. Jede Einheit verfügt über eine Loggia oder Terrasse – kein Luxus, sondern Teil der selbstverständlichen Lebensqualität. Insgesamt entstanden 108 geförderte und 16 frei finanzierte Wohnungen. Der Solitärbau wird vollständig von der Wohngruppe „Wiege“ genutzt. Durch die dauerhafte kommunale Trägerschaft bleibt der Wohnraum bezahlbar – ein Beitrag zur sozialen Durchmischung des Quartiers.
Die Energieversorgung des neuen Quartiers ist zentral organisiert: In der Schopenhauerstraße 11 steht die Heizzentrale mit einer Pelletanlage als Hauptwärmeerzeuger. Für Leistungsspitzen kommt ein Gas-Brennwertkessel hinzu. Von hier aus werden alle Häuser des Viertels über ein Nahwärmenetz versorgt – effizient, zuverlässig und mit kurzen Leitungswegen. Abluftanlagen mit Nachströmung über Zuluftelemente in den Fenstern sorgen für kontinuierlichen Luftaustausch, ohne komplexe Technik. Auch die Dächer arbeiten für die Bewohner:innen: Auf jedem Haus ist eine Photovoltaikanlage installiert, deren Solarstrom den Mieter:innen als günstiger „Mieterstrom“ zur Verfügung steht.
Fotos:
Lisa Farkas
www.lisafarkas.de
(Erschienen in CUBE Frankfurt 03|25)























