Willkommen in der Neuzeit
Eine Doppelhaushälfte am Killesberg aus den 1980ern wurde komplett transformiert
Der Umzug einer Familie aus Aachen führte auf den Stuttgarter Killesberg. Weil die bestehende Doppelhaushälfte aus den 1980er-Jahren in keiner Weise den räumlichen und architektonischen Vorstellungen der Bauherren und Architekten entsprach, fiel der Entschluss für einen radikalen Umbau mit Rückbau bis auf den Rohbauzustand. Von den „Eighties” ist in dem Haus, das Fischer Rüdenauer Architekten aus Stuttgart in die Moderne transformierten, nun nichts mehr zu spüren: Das Wohngebäude präsentiert sich wie ein Neubau zeitgemäß, aber auch zeitlos und wohnlich – auf modische Elemente wurde bewusst verzichtet. Die neu gegliederte Fassade mit großzügigen Fenstern und einer offene Holzleistenschalung verleiht dem Haus einen selbstbewussten, ruhigen Charakter.
Im Inneren zeigen sich die Räume hell, großzügig und lichtdurchflutet sowie mit einem schwellenlosen Außenraumbezug im Erdgeschoss – so hatte es sich die Familie gewünscht. Durchblicke in Längsrichtung erweitern den Grundriss ins Freie, wo eine neue Außenanlage mit Terrassen, Treppen, Stützmauern und entsprechende Pflanzungen aus dem Garten ein Sommerzimmer machen. Der Eingang an der Längsseite des Gebäudes und die gegenüberliegende Treppe schaffen eine Kernzone, die durch große Schiebetüren vom Wohn- und Essbereich abgetrennt werden kann. Große Fensterelemente über dem Eingang belichten die Flurzone und sind raumseitig als Sitzmöbel ausgebildet, was die Erschließungsflächen aufwertet. Bei offenen Schiebetüren wird das gesamte Erdgeschoss zu einem Wohnkontinuum, wobei die gewendelte Treppe aus Stahl und Holz die Verbindung der vier Geschosse inszeniert. In den beiden Obergeschossen befinden sich sämtliche Individualräume, ein Arbeitszimmer und zwei Bäder, das Untergeschoss wird mit Abstellraum, dem Haustechnikraum und einem Hobbyraum bespielt.
Wenige, aber dafür sehr hochwertige Materialien prägen den Umbau, darunter Eichenparkett und Feinsteinzeug für die Fußböden sowie weiß gestrichener Feinputz für Wände und Decken. Die Holz-Alu-Fenster, die innen über Eichenprofile verfügen, sind außen schwarzgrau gehalten, die Glasflächen werden mit Aluminium-Raffstoren verschattet. Türen, Küche und Einbaumöbel wurden individuell vom Architekten geplant und vom Schreiner gefertigt. Neben einem smarten Lichtkonzept erhielt das Haus eine komplett neue, intelligente Haustechnik mit Wärmepumpe und großer PV-Fläche auf dem Dach sowie eine durchgängig verlegte Fußbodenheizung. Ein BUS-System verknüpft die Themen Licht, Sonnenschutz, Heizung und die Türkommunikation.
Fotos:
Thomas Streitberg
(Erschienen in CUBE Stuttgart 02|24)