Zwischen Kirche und Veedel
Das „Haus der Kirche" in Nippes öffnet sich nach außen und nach innen
Einen neuen maßstäblich eingefügten und doch selbstbewussten Stadtbaustein bildet das „Haus der Kirche“ am Baudriplatz in Nippes. Es hat ein in die Jahre gekommenes Pfarrheim aus der Nachkriegszeit ersetzt. Die Kölner v-architekten, die sich 2015 mit ihrem Entwurf in einem Architekturwettbewerb durchsetzen konnten, haben das neue Gemeindezentrum mit klarer städtebaulicher Zuordnung zur benachbarten Kirche St. Marien und dem umliegenden Veedel realisiert. In das Eckgebäude wurde auf den oberen Etagen Wohnraum integriert, teilweise direkt zum Durchwohnen bis in den Innenhof.
Die Gebäudefluchten und Traufkanten des viergeschossigen Neubaus orientieren sich an den Nachbargebäuden. Auch das straßenseitig leicht zurückspringende Satteldach mit drei Einschnitten für Loggien stellt in seiner Dachform und -neigung einen Bezug zur gewachsenen Nachbarbebauung her. An der Ecke Auguststraße/ Baudriplatz markiert gegenüber dem Kirchvorplatz ein Fassadenrücksprung den Eingangsbereich des Gemeindezentrums und bildet so eine eindeutige Adresse mit Blickbeziehung zur Kirche. Der großzügige Hauseingang in der Auguststraße führt dagegen zu den Wohnungen und dient zugleich als Nebeneingang zum Büro der Caritas, die ebenfalls in dem Gebäude beheimatet ist Nebenan befindet sich die Zufahrt zur Tiefgarage. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss bilden das „Haus der Kirche“ als ein offenes Doppelgeschoss, übersichtlich geordnet mit allen pfarrlichen Funktionen: Der Zugang zum Gemeindezentrum mit seiner geschosshohen Verglasung wird dabei von niederschwelligen Funktionen wie der „Bücher-Vitrine“ und dem Café mit seinem zweigeschossigen Luftraum flankiert. Das „Haus der Kirche“ soll sowohl der Gemeinde als auch dem umliegenden Veedel offen stehen. Die zwei oberen Etagen beherbergen mehrere Familien- und Seniorenwohnungen. Sowohl die öffentlichen Funktionen des Gemeindezentrums als auch die Laubengangerschließung der Wohngeschosse orientieren sich um den Innenhof. Dieser lässt nicht zuletzt durch seine Begrünung einen beruhigenden Rückzugsraum inmitten des lebendigen, urban geprägten Veedels entstehen. Die helle Klinkerfassade, aber auch Details, wie etwa die filigrane Maßwerk-Ornamentik, mit der die Sichtschutzelemente aus Metall vor den offenen Fensterfronten ausgeführt wurden, sind als Zitate dem benachbarten neugotischen Kirchenbau entlehnt und zeitgemäß interpretiert. Nicht nur der architektonische Bezug der beiden Gebäude, sondern auch der institutionelle Gemeinschaftsgedanke von Kirche und „Haus der Kirche“ wird auf diese Weise gestärkt.
Fotos:
Constantin Meyer
www.constantin-meyer.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 04|23)