Bitte nicht stören
Ein energieeffizientes und detailliert geplantes Holzhaus ist maßgeschneidert für seine Bewohner
Pferdekoppel, Streuobstwiese und die Ruhe des Waldes. Das kleine Einfamilienhaus gliedert sich wie selbstverständlich in die bestehende Struktur aus Wäldchen, Feldern und Einfamilienhäusern ein. Das freie Baulückengrundstück wurde lange Zeit von Gehölzen und Sträuchern vereinnahmt und lag unscheinbar am Wegesrand einer kleinen Sackgasse, über die acht Häuser zu erreichen sind. Das neunte Haus sollte dieses Idyll nicht stören, sondern vervollständigen. Daher richten sich die Baufluchten und das Volumen an den Nachbarn, wie Ole Wetterich von Typ A Architekten in Bochum erläutert.
Die Bauherren, eine junge vierköpfige Familie mit familiären Wurzeln in Mülheim und Oberhausen, wollten das Berliner Großstadtflair gegen die Qualitäten der Metropolregion Ruhrgebiet eintauschen. Die Vorzüge aus gut miteinander verknüpften Städten und dazu viel Grün direkt vor der Haustür gaben den Ausschlag. Die Verbundenheit zur Natur sollte sich auch in dem neuen Zuhause wiederfinden. Die Bauweise sowie die Materialien und die Haustechnik sollten möglichst ökologisch sein und sinnvoll eingesetzt werden. So entstand auf kleinem Grundriss ein energieeffizientes Gebäude mit KfW 70 Standard. Als Primärbauweise entschieden sich die Bauherren für eine Holzrahmenbauweise mit Zellulosedämmung und eine Holzfassade aus breiten Lärchendielen. Die Holz-Aluminium-Fenster sorgen mit dem innenseitig klar lasierten Fichtenholz für ein warmes Wohngefühl, außen schützt wetterfestes Aluminium vor Wettereinflüssen. Unterstützt wird die Effizienz der Gebäudehülle durch eine kontrollierte Lüftungsanlage, die das ganze Jahr über für ein behagliches Wohnklima sorgt. Die Ausrichtung des Grundrisses und die Anordnung der Fenster wurde bewusst auf den Tagesablauf der Bewohner abgestimmt. So findet der Licht- und Sonneneinfall dort statt, wo er tageszeitlich gewünscht ist. Küche, Esszimmer und Wohnzimmer bilden das offene Herzstück des Erdgeschosses. Die Vielzahl an möglichen Blickbeziehungen zwischen den Bereichen sowie die direkte Verknüpfung zum Garten ist besonders familienfreundlich. Der Baustoff Holz ist überall im Haus spür- und erlebbar. Über die Fenster, die skulpturale Innentreppe aus Bau-Schichtholzplatten bis hin zur unbehandelten Massivholzdecke. Die Böden hingegen wurden mit einem homogenen Linoleum in dunklem Lila belegt, was einen reizvollen Kontrast schafft und den Räumen noch mehr Tiefe verleiht. Die Ruhe und Stärke des Erscheinungsbildes werden subtil, aber zielgerichtet durch das passgenaue Zusammenspiel von Proportionen, Fassadenbrett und Fuge sowie den bewusst gesetzten Fensterformaten erreicht.
Fotos:
Sebastian Kautz
www.phototion.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 03|21)