Wohnzimmer der Premiummarke
Ein umgebautes Autozentrum inszeniert seine Markenwelt ruhig und prägnant
Zentral erreichbar über die A44 liegt das Volvo-Centrum Rhein-Ruhr in Witten-Annen. Das größte Autohaus des schwedischen Herstellers in Deutschland (und tatsächlich auch das drittgrößte seiner Art in Europa) sollte in eine neue Zeit geführt werden: Die Düsseldorfer agh architekten ordneten das Innere des vollverglasten, an den Schmalseiten markant gerundeten Gebäudes neu und gestalteten es CI-konform um.
„Mehr ein Wohnzimmer als ein Autohaus“ – diese Leitidee stand ganz oben auf der Wunschliste der Fahrzeugwerke Lueg AG für den Umbau des 1.500 m² großen Hauptgebäudes, das auf seinen zwei Ebenen sowohl fußläufig als auch mit dem Auto erreichbar ist. Das ursprünglich Ende der 1990er-Jahre für einen anderen Markenhersteller errichtete Gebäude war in erster Linie ein Industriebau: Die Konstruktion war überall sichtbar und präsent, die Wände überwiegend schmucklos sowie die Raumwirkung eher kühl und sachlich. Der Umbau ließ über klare Kontraste und homogene Oberflächen eine neue gestalterische Ruhe entstehen. Eingebettet in optisch zurücktretende, dunkle Bauteile wie Stützen oder Teile der Decken stechen die neuen, hellen Büros und Besprechungsräume in der unteren Ebene hervor. Unterbrochen wird diese „weiße Linie“ durch warme, natürliche Materialien, mit denen die neue Kundenlounge mit einem Café ausgestattet wurde. Im Neuwagenverkauf der oberen zweiten Ebene werden die Fahrzeuge von warmen und natürlichen Materialien wie Holz und ausgewählten textilen Oberflächen umgeben. Eine besondere Herausforderung stellte auf dieser Ebene der Gebäudebestand dar. Dieser ist östlich orientiert verfügt über eine galerieartig eingeschobene Etagendecke. Zwischen der Etage und der zweigeschossigen Glasfassade bestand also ein Luftraum, in dem die Treppenerschließung ihren Platz gefunden hatte. In diesem Bereich sollte ein neuer Besprechungsraum angeordnet werden. Daher musste dieser Zwischenraum nicht zuletzt aus Schallschutzgründen geschlossen werden. So entstand die Idee zu einem „Rundmöbel“, das in die unregelmäßig breite Luftfuge eingepasst werden sollte.
Nach einer präzisen 3D-Vermessung wurde das Möbelstück CNC-gefräst, geschnitten und vor Ort aus Einzelmodulen zusammengesetzt – immerhin ein Möbelband von bis zu 10,40 Meter Durchmesser und über 18 Metern Länge. Integrierte Vitrinen und ein Sofa runden die dabei neu entstandene Businesslounge kongenial ab. In den Werkstätten galt es dagegen, ein möglichst reduziertes Ambiente zu schaffen, dass auf Qualität und Präzision abzielt. Unter Anwendung des Volvo-eigenen Möbel- und Lichtkonzepts entstand so ein echtes Labor für Fahrzeugtechnik.
Fotos:
Marcel Adamczak
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 04|23)