Ganz stark, das kleine Haus
In Bochum-Ehrenfeld wurde ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnliches Bauprojekt verwirklicht
Baugrundstücke in guten Lagen sind rar gesät und aufgrund der großen Nachfrage kennen die Grundstückspreise nur eine Richtung: nach oben. So schien sich auch der Traum von Thomas Stark in Luft aufzulösen, in der Nähe seines Planungsbüros für Architektur und Innenarchitektur in Bochum-Ehrenfeld ein Grundstück für ein kleines Haus zu finden. Doch als „Mann vom Fach“ ließ sich der Bochumer nicht entmutigen und so steht heute in dem beliebten Viertel im Stadtteil Wiemelhausen in Bochums Süden auf einem nur 40 m² großen Grundstück ein Haus mit 60 m² Wohn- und Terrassenfläche.
Und so nahm die Geschichte ihren Anfang: Stark Design hat seinen Sitz in einem alten Supermarkt der 1960er-Jahre im Hinterhof des Bochumer Ehrenfelds. Das letzte „Grundstück“, das Thomas Stark ausmachen konnte, war das Garagendach des ehemaligen Lagers. Genau hier plante der Innenarchitekt das kleinste Haus in Ehrenfeld, das mit seinen 3,80 m Breite eine schlanke Figur macht. Das an sich schon ungewöhnliche Projekt entpuppte sich auch in baurechtlicher Hinsicht als Abenteuer. Zum umfangreichen Regelwerk der Landesbauordnung NRW gehören unter anderem eine Stellplatzverordnung, erster und zweiter Rettungsweg sowie Abstandsflächen, die es einzuhalten gilt. Dass die Landesbauverordnung NRW dem Großprojekt letztlich ihren Segen gab, ist nicht zuletzt auch dem Nachbarn der Bebauung, der Bochumer Wohnstätten Genossenschaft, zu verdanken. Diese stimmte zu und war zu drei Baulasten bereit. Da sich der reine Holzbau zudem gut in die große Nachbarschaft der Bochumer Wohnstätten einfügt, war auch hier die letzte Hürde genommen. Erschlossen wird das Tiny House über einen Steg im Erdgeschoss. Dort sind Kochen und Essen kompakt, aber mit 8 m Raumtiefe gut untergebracht. Zum großzügigen Raumerlebnis tragen maßgeblich die Panoramfenster bei, die den Blick auf eine 15 m² große Terrasse ermöglichen. Warmes, dunkles Echtholzparkett ist kombiniert mit weißen Küchenfronten. Platz ist außerdem noch für Charles und Ray Eames La Fonda Chairs aus den 1960er-Jahren sowie eine Ecke für einen Lounge Chair. Ins rechte Licht rücken dies LED Leuchten in Mattschwarz. In das erste Obergeschoss führt eine in Stahl ST 37 gefaltete Treppe. Dort befinden sich ein kleiner Wohnbereich mit Homeoffice sowie ein Badezimmer. Möbliert wurde mit einem Home Desk von George Nelson und zwei FK 6725 Stühlen von Kastholm und Fabricius. Für stimmungsvolles Licht im Wohnbereich ist eine Bogenlampe von Castiglioni zuständig. Die dritte Ebene ist als Schlafbereich auf die 3,80 m Breite frei eingehangen.
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 03|20)