Glashaus mit Special Effects
Blickfang für drei Parteien wirkt wie ein Einfamilienhaus
Die kleine Übertreibung sei gestattet. Freilich ist das Haus nicht ganz aus Glas. Aber die vollkommen verglaste Vorderseite am Hang lässt diesen Eindruck entstehen. In einem stillen Seitental unweit von Weßling, einem oberbayerischen Ort im Fünfseenland, der zwischen Starnberger- und Ammersee liegt, errichtete das Münchner Architekturbüro Spacial Solutions dieses Haus, das unweigerlich alle Blicke auf sich zieht. Es liegt am Hang und seine gläserne Frontseite zeigt nach Westen, Richtung Tal. Die Immobilie, die wie ein Einfamilienhaus wirkt, birgt zwei vertikal getrennte Wohnungen und ein Dachatelier. Die Wohnungen werden über den Carport unter dem Garten erschlossen, der nach der örtlichen Stellplatz-Verordnung dimensioniert ist. Eine sanft ansteigende Treppe führt ins Untergeschoss des zurückversetzten Hauses. Das Dachateilier wird über eine außenliegende Treppe am bergseitigen Giebel erreicht und ist so bei Bedarf auch als kleine Wohnung nutzbar. Hinter dem Haus, auf der Ostseite, liegt ein kleines Wäldchen, das zum Grundstück gehört. Während für das Untergeschoss Betonfertigteile zur Anwendung kamen, sind die oberirdischen Geschosse komplett aus Brettsperrholz, bearbeitet durch CNC gesteuerte Vorfertigung, errichtet. Die Fensterunterkonstruktionen sind konstruktive, statisch tragende Bestandteile des Holzbaus, auf die die schlanke Pfosten-Riegel-Verglasung direkt aufgebracht wurde. Durch die gläserne Front wirkt das Haus filigran und leicht, gleichzeitig ist der Baukörper kompakt und dadurch energetisch effizient. Eine signifikante Besonderheit ist das asymmetrische Satteldach. Die gewählte Form resultiert aus einer baurechtlichen Vorgabe: maximale Wandhöhe von 6 Metern im schräg verlaufenden Gelände. Gleichzeitig erlaubt die größere und flacher geneigte Südseite des Daches die unauffällige Installation einer großzügig dimensionierten PV-Anlage (inzwischen realisiert). Die weit auskragenden Dachüberstände auf der Tal- und der Bergseite schützen die Fenster in Verbindung mit filigran vom Dach abgehängten Balkonen und Außenvorhängen vor Sonne und Witterung. An den beinahe fensterlosen Schmalseiten wird das Dach nach unten geführt und ebenfalls mit Welleternitplatten verkleidet. Die zum Berghang zeigende Rückwand ist im Vergleich zur Vorderseite nur sparsam befenstert. Lufträume in beiden Haushälften schaffen innenräumliche Großzügigkeit – in der südlichen Wohnung mit einer vom Dach abgehängten Galerieebene im Wohn-Essbereich, in der nördlichen durch die in den Wohnraum integrierte Treppe zum Obergeschoss und einer sich dahin öffnenden Arbeitsgalerie. Im Innern ist die Konstruktion des Hauses als Holzgebäude überall erkennbar. Festeingebaute Holzmöbel aus Fichtenmehrschichtplatten setzen die gestalterische Linie in der Einrichtung fort. Die CNC gefertigten Brettsperrholzfertigteile, wie auch die Möbeleinbauten, wurden weiss lasiert, die natürliche Struktur des Holzes bleibt spür- und sichtbar.
Wohnfläche: 298 m²
Grundstücksgröße: 1.350 m²
Bauzeit: Juni 2020 – Mai 2021
Bauweise: sichtbar bleibendes Brettsperrholz (Wände, Decken, Dach) auf Sockel in Massivbauweise
Energiekonzept: KfW 55-Standard; Hybridheizung, (Pellet mit PV-Unterstützung)
Fotos:
Oliver Schuh
www.palladium.de
(Erschienen in CUBE München 02|23)