Kleinod mit Surprise
Ein Wohndenkmal in Kaiserswerth wurde authentisch wiederhergestellt und schrittweise erweitert
Das in der historischen Altstadt von Kaiserswerth gelegene Wohnhaus wurde im Jahr 1739 zeitgleich mit zwei angrenzenden Nachbarhäusern errichtet. Es steht zusammen mit den umgebenden Häusern denkmalpflegerisch unter Ensembleschutz. Von der ursprünglichen Substanz sind nur noch wenige Bauteile erhalten – vor allem der historische Gewölbekeller und Teile der originalen Tragkonstruktion zählen dazu.
Die Umbaupläne, die das Düsseldorfer Büro RKW Architektur + zusammen mit dem Bauherrn, der plan.schmoll Projektentwicklungsgesellschaft, entwickelte, sahen zum einen die Wiederherstellung der historischen Fassade sowie eine rückseitige Erweiterung vor. Dabei entstand ein kleiner Innenhof mit einem dort erhaltenen historischen Wandrelief aus Bronze, das von dem rheinischen Bildhauer Josef Schneider stammt. Das 200 m² große Stadthaus wurde zudem in einer zweiten Bauphase auf der Gartenseite durch ein Garagenhaus ergänzt, das von einer Parallelstraße aus angefahren werden kann. Beide Bauteile und die historischen Begrenzungsmauern aus Ziegelstein umschließen somit einen kleinen, ruhig gelegenen, sonnigen Garten mit einem Seerosenteich. Eine Herausforderung war der Umgang mit der 300 Jahre alten Bausubstanz, die hinter den verputzten Wänden überraschenderweise als eine Eichen-Lehm-Fachwerkkonstruktion in gealtetem Zustand zum Vorschein kam. Die Entscheidung zum Erhalt und zur aufwendigen Sanierung des alten Fachwerks mit Austausch einzelner Eichenbalken und die Erneuerung der Lehmausfachung hat sich gelohnt, wird doch so der ursprüngliche Charakter des Hauses nun wieder ganz haptisch erlebbar. Ein durchgängig im Haus verlegter massiver Holzdielenboden und der weitere Ausbau mit Sprossenfenstern und -türen lehnen sich an die Historie an. Die gesamten haustechnischen Anlagen wurden zudem erneuert, eine Fußbodenheizung eingebaut und mehrere Bäder neu installiert. Ein zusätzlicher Gaskaminofen konnte im erweiterten Wohnraum angeschlossen werden. Die schmale Holztreppe im Haus blieb erhalten und ist nun mit Dielen belegt, um die Fachwerkkonstruktion nicht zu schädigen. Sie ist zugleich ein Beleg für die ehemals bescheidenen Verhältnisse in dem Haus der Weberfamilie. Dass der Planungs- und Bauprozess kleinteilig und langwierig war, versteht sich. Allen Beteiligten hat das langsame Wachsen und Gedeihen des Projektes aber auch viel Freude bereitet.
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|20)