Herausforderung Hanggarten meistern

Hanggrundstücke sind beliebt zum Bauen. Gärtnerisch brauchen sie eine Meisterhand

CUBE: Gärten in Hanglage gelten als schwierig. Wie fängt man einen Hang  funktional und gestalterisch ansprechend ab?

Peter Berg: Indem man es schafft, eine vernünftige Raumbildung zu schaffen und die Höhenunterschiede wohl proportioniert. Es wird insofern komplexer und schwieriger, weil man viel dreidimensionaler arbeiten und denken muss. Wenn ich den Hang erlebbar mache, wenn ich ihn strukturiere, wenn ich Wege und Terrassierungen anlege, dann ergibt sich eine Situation mit ganz vielen unterschiedlichen Perspektiven.

Sie nutzen dazu Natursteine. Wie muss man sich das mit der Steinsetzung am Hang vorstellen? Gibt es Steine, die sich für bestimmte Situationen besonders gut eignen?

Es gibt Schichtengesteine und Ergussgesteine. Schichtige Steine sind Schiefer und Grauwacke, die Sedimentgesteine. Die schichtigen Steine sind natürlich nicht so miteinander verzahnt, wie zum Beispiel ein Basalt, der vielfältiger in der Form und natürlicher gebrochen ist. Die größere Verzahnung haben wir bei Basalt, aufgrund der Größe und seines Eigengewichtes. Auf der anderen Seite verwendet man besonders bei Trockenmauern eher schichtige Steine, weil man damit ganz anders arbeiten kann. Bei uns sind die typischen Mauergesteine Schiefer und Grauwacke. Wir bevorzugen den Schiefer, weil es eine dünnere Schichtung gibt, ein besseres Bild. Der Schiefer, kombiniert mit Grauwacke oder Basalt, das ergibt sehr interessante Gärten.

Was ist der Vorteil von Grauwacke?

Bei der Grauwacke bekommen wir auch große Platten. Das heißt, damit können wir tolle Wegestrukturen, auch durch Pflanzbeete oder freie Treppenanlagen am Hang, bauen. Das sind dann keine DIN gerechten Stufen, sondern es sind untergeordnete Wegeführungen. Aber manchmal gibt es auch Kunden, die gerade das wollen und sagen: das ist mein Fitness-Parcours. Grauwacke lässt sich hin und wieder auch mal stapeln. Aber wir bevorzugen kleinere Höhensprünge und eine vielseitigere Höhenstaffelung, also moderate Höhenunterschiede wie Tisch- und Sitzhöhe. Das bringt mehr Struktur in den Hang.

Wenn man so konsequent terrassiert wie Sie und mit Steinstrukturen arbeitet, wird es dann nicht zu steinlastig in einem Garten?

Was ist steinlastig? Ich war gerade zum Ski-Langlauf in Österreich am Dachstein in der Ramsau. Wenn man das Dachsteinmassiv sieht, könnte man sagen, es ist steinlastig. Aber auf der anderen Seite stehen Menschen davor und sagen: traumhaft! Der Anteil der Steine richtet sich immer danach, wie steil das Gelände ist. Wo so große Steine sind, ist nie wieder Arbeit. Wenn ich einen unstrukturierten Hang habe, habe ich nicht gerade wenig Arbeit und die ist auch noch mühsam. Sinn der Terrassierung ist es natürlich auch, vernünftige Standorte für Pflanzen zu bauen. Man sieht es in der Natur: Felsstrukturen sind immer mit Pflanzen kombiniert. Am Ende ist kein Garten von uns nur steinig. Ein terrassierter Garten ist interessant, extrem nutzbar und dient dazu, dass bei Starkregenereignissen der Hang nicht in Bewegung kommt und das Wasser nicht ins Tal läuft.

Im Ahrtal gab es im Juni 2021 die verheerende Flutkatastrophe. Ihr Garten liegt in einer Steillage im Ahrtal. Warum hat er den Wassermassen standgehalten?

Wir hatten drei Gärten, die bei diesem extremen Wetterereignis betroffen waren: ein Garten in Luxemburg, ein Garten bei Aachen in Stolberg und mein Garten im Ahrtal. Alle Gärten haben diese starken Regenfälle überstanden, ohne, dass sich eine Pfütze oder ein Bach gebildet hat. Wenn man überall die Hänge so terrassiert hätte, wie es früher teilweise auch im Weinbau war, dann wäre es sicher nicht so ausgeufert. Es geht bei diesem Thema natürlich auch allgemein um Bodenverdichtung.

Ist diese Kombination aus Naturstein und Pflanzen, wie Sie es im Hanggarten verwenden, auch im Flachland sinnvoll?

Eine Steinstruktur im Garten ist immer sinnvoll. Steine sind auch Mobiliar. Mit Steinen kann ich einen Garten möblieren, ohne, dass es unnatürlich wirkt. Ich schaffe damit andere Räume. Gerade bei kleinen Gärten gibt es die Problematik, dass sie langweilig wirken können. Kleine Gärten kann ich größer wirken lassen, indem ich den Garten auf unterschiedlichen Ebenen baue und so die Oberfläche vergrößere.

Peter Berg

Der Gartendesigner gestaltet anspruchsvolle Gärten im In- und Ausland. Das Ausnahmetalent hat sich einen besonderen Namen für Hanggrundstücke gemacht. Peter Berg wuchs im Ahrtal auf, dessen Kulturlandschaft von terrassierten Weinbergen geprägt ist. 1986 fand der mehrfach preisgekrönte Gartengestalter seine Berufung im Garten-und Landschaftsbau. Nach Meisterprüfung und Techniker-Abschluss gründete er im Jahr 2000 die Firma Garten, Landschaft Berg& Co. Der kreative Kopf des Unternehmens Peter Berg Gartendesign leitet zudem Workshops, gibt Seminare und hat bereits mehrere Bücher verfasst.

Fotos:

Clara Röllinghoff
Ferdinand Graf von Luckner
www.graf-luckner.de

(Erschienen in CUBE Köln Bonn 01|23)

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