Neue Farben für die Politik
Zusätzliches Regierungsgebäude am Band des Bundes
Der Neubau im Berliner Regierungsviertel ist unschwer als ein Gebäude der Architekten Sauerbruch Hutton zu erkennen. Die Fassade verrät ihre Urheber: Das Markenzeichen aller Gebäude des Büros sind die vertikalen farbigen Elemente – jedesmal anders und jedesmal wieder neu. Hier handelt es sich um einen H-förmigen Ergänzungsbau mit sieben Stockwerken für den Deutschen Bundestag in der Luisenstraße – oder genauer gesagt, dieser liegt an der Adele-Schreiber-Krieger-Straße im Südwesten und direkt an den Bahngleisen im Nordosten. Bei der ohnehin schon engen Bebauung entlang dem „Band des Bundes“ ist es verwunderlich, dass noch Platz für ein Haus mit 400 Büros gefunden werden konnte. Der vordere Teil des Hs mit seinen Konferenzräumen ist halböffentlich, der hintere, kleinere, ist den Büros vorbehalten und schließt mit einer gläsernen Schallschutzwand zu den Gleisen hin ab. Die Büros sind bei Bedarf zu Zweier-Einheiten zusammenschaltbar.
Da das Gebäude als Interimsgebäude zur Bundestagswahl 2021 fertig sein musste und wenig Zeit zur Verfügung stand, entschieden sich die Architekten für eine Holzmodulbauweise. Die einzelnen Bauteile wurden fertig angeliefert. Werkseitig wurden sie bereits mit Fensterelementen, einem Holzrahmen mit Wärmedämmung und integrierter Sonnenschutzanlage sowie einer Unterkonstruktion für die Fassadenbekleidung aus farbigem Glas ausgestattet. Die Holzmodule sind schnell auf- und abbaubar und können an anderer Stelle wieder verbaut werden. Jedes der Module misst 3,20 mal 6,75 Meter. Sie sind in den vier Gebäudeflügeln jeweils an einem zentral liegenden Flur angeordnet und bestehen fast vollständig aus nachhaltig produzierten Vollholz-Elementen. Gefertigt wurden sie in Berlin, was kurze Transportwege und geringe Emissionen einschloss. Die Bodenplatte, Technikräume und das zentrale Atrium wurden aus Stahlbetonfertigteilen errichtet.
Der Wettbewerb für eine weiteres Gebäude, den „Luisenblock Ost“, wurde gerade entschieden. Er soll bis 2027 fertiggestellt sein. Bei all dieser Bautätigkeit ist es verwunderlich, dass nach so kurzer Zeit, nach der die Regierungsbauten errichtet wurden – das war zwischen 1995 und 2000 – bereits ein so enormer weiterer Platzbedarf entstanden ist. 2020 wurde der Bau des „Luisenblocks Ost“ beschlossen. Fest steht, dass die Bauaktivitäten damals noch nicht so explizit unter dem Diktum der Nachhaltigkeit standen wie heute und wie es bei diesem Objekt von Sauerbruch Hutton der Fall ist.
Fotos:
Jan Bitter
www.janbitter.de
(Erschienen in CUBE Berlin 02|24)