Quasi im Handumdrehen
Mit wenigen Umbaumaßnahmen wurde das Stadthaus zum Zweifamilienhaus
Das Stadthaus ist Teil eines denkmalgeschützten Quartiers im Blockinnenbereich der Lützowstraße in Tiergarten, ganz in der Nähe des Landwehrkanals und des Bauhaus-Archivs. Seit 2019 ist das gesamte Quartier denkmalgeschützt. Es wurde im Rahmen der Internationalen Bauhausausstellung (IBA) Anfang der 1980er Jahre geplant und setzt sich aus vier Häuserzeilen zusammen, die über zwei Gassen erschlossen werden. Die Häuserzeilen bestehen aus sich abwechselnden Reihenhaustypen mit eigenen Gärten auf der Rückseite. Die Planung war als erschwingliche, innerstädtische Alternative zum Einfamilienhaus im Grünen gedacht und die Häuser wurden auch gleich nach Fertigstellung verkauft. Das Stadthaus mit der Nummer L47B, um das es hier geht, stammt aus der Planung der Architekten M. Schiedhelm und K.Axelrad aus dem Jahr 1985. Das Doppelhaus hat eine gemeinsame Erschließungstreppe auf der Mittelachse und wird so gespiegelt.
Das Architekturbüro PAC – project architecture company – wurde beauftragt, das Haus mit seinen zwei Wohneinheiten auf vier Geschossen denkmalgerecht umzubauen und zu sanieren. Nach 35 Jahren sollte das Haus an die Bedürfnisse der neuen Bewohner:innen angepasst werden.
Den Ersteigentümern, einem Ehepaar im Ruhestand, war das Haus nach Auszug der Kinder zu groß geworden. Sie leben nun in der Erdgeschosswohnung. Deren Tochter und Mutter eines Babys sowie ihr Mann hatten die Idee, die kleine Einliegerwohnung in der obersten Etage mit den beiden frei gewordenen Kinderzimmern zusammenzulegen. Mit minimalen Eingriffen und kleinem Budget wurde eine maximale Optimierung der Grundrisse erreicht. Der bestehende Split-Level-Treppenlauf zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss wurde demontiert und nach erfolgtem Deckendurchbruch ein halbes Geschoss höher gedreht wieder eingebaut. So wurden die beiden zur Gasse hin liegenden Kinderzimmer Teil der oberen Wohnung. Alle Originalbausteine wurden dabei in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde so weit wie möglich erhalten.
Die obere Wohnung wurde nun gründlich saniert und neu organisiert: Die ursprüngliche Küche erhielt eine neue Trennwand und wurde so zum neuen Elternschlafzimmer. Aus einem Abstellraum entstand ein Kinderbad und aus dem Wohnzimmer eine großzügigen neue Wohnküche. Das ursprüngliche Schlafzimmer wurde mit neu eingebauter Lichtkuppel zum Studierzimmer. Die originalen Holzoberflächen der Treppen und Innentüren konnten erhalten werden. Neue Böden aus monochromen Linoleum in Grau oder Petrolblau wurden verlegt. Die Bauherren liessen eigens neue Fenster als Kopien der Originalfenster anfertigen. Damit erhielt das Projekt eine KfW-Förderung für energetische Sanierungsmaßnahmen. So entstand eine zeitgemäße Familienwohnung mitten in der Stadt und die – mittlerweile – Großeltern gewordenen Ersteigentümer können mit im gleichen Haus wohnen bleiben.
Fotos:
bullahuth
www.bullahuth.de
(Erschienen in CUBE Berlin 02|23)