Städtischen Standort stärken

Traditionsunternehmen nutzt Standortvorteile und führt den erweiterten Bestand in die Zukunft

Die ersten elektrischen Heizkissen fertigten Käthe und Eugen Beurer 1919. Einhundert Jahre später hat sich aus dem schwäbischen Familienbetrieb ein weltweit operierendes Unternehmen entwickelt. Der Hauptstandort, seit den 1950er-Jahren im Ulmer Stadtteil Söflingen, ist für Beurer ein wichtiger identitätsstiftender Faktor bei der Unternehmensentwicklung. Er ist der Grund dafür, dass klar priorisiert wurde den Bestand zu erweitern, anstatt einen Neubau „auf der grünen Wiese“ zu errichten. Zumal die gute urbane Infrastruktur in einem Gewerbegebiet nicht vorzufinden gewesen wäre. Mit dem Neubau sollten die beauftragten Nething Generalplaner die Expertise von Beurer im Bereich Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden sowohl in der Formensprache als auch in der Innenraumgestaltung widerspiegeln und erlebbar machen. Das neue Haus sollte dabei nicht als Solitär provokant herausstechen, sondern sich den Unternehmenswerten entsprechend harmonisch einfügen und den Bestand ergänzen. Mit dem Abriss alter Produktionsstätten am Westrand des Grundstückes entstand ausreichend Platz für den Neubau des dreigeschossigen Verwaltungsgebäudes mit zusätzlichem Untergeschoss. Der rechteckige Grundkörper ist im Erd- und Obergeschoss formal „eingeschnitten“, was eine spannungsreiche Eingangssituation sowie zwei Terrassen nach Süden und Norden entstehen lässt. Die Fassade orientiert sich am Bestand und führt dessen Formensprache weiter. Im kühlen Weiß, das den medizinischen Aspekt der Unternehmenswelt spiegelt, wurden auch die Bestandsfassaden saniert, sodass eine Symbiose aus Alt und Neu entsteht. Die großen, durch Fensterpaneele unterbrochenen Glasflächen vermitteln Transparenz und belichten die Räume angenehm. Auf den rund 2.800 m² Fläche gibt es neben Büroräumen und mobilen Arbeitsplätzen einen neuen Haupteingang mit Empfangsbereich und einen großen Showroom zur Produktpräsentation. Schulungs- und Meetingräume sowie Kreativinseln laden zum Austausch mit den Kolleg:innen ein. Fokusräume bieten Rückzugsmöglichkeiten für Online-Meetings oder Ruhearbeit. Von der Lounge mit Kaffeebar im dritten Obergeschoss ist die Terrasse mit weitem Blick direkt zugänglich. Durch barrierefreie Übergänge wurde das neue Campusgebäude an das bestehende Gebäude 4 angebunden, das damit die Raumhöhen vorgab. Um dennoch angenehme lichte Raumhöhen zu ermöglichen, ist die Technik komprimiert im Kernbereich der Geschosse untergebracht. Außerdem galt es, den Brandschutz im Bereich der Anbauelemente zu gewährleisten. Alle Flächen im Außenbereich ohne Funktion wurden zu Aufenthaltsflächen umgestaltet und ein Käthe-Beurer-Platz im Gedenken an die Gründerin angelegt.

 

www.nething.com

Fotos:

Matthias Schmiedel
www.matthiasschmiedel.de

Jan Schmiedel

www.janschmiedel.de

(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|23)

 

 

 

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