Wohngefühl
Kompaktes, nachhaltiges Mehrfamilienhaus mit drei Einheiten und Gärten mitten in der Stadt
In herausfordernden Zeiten, geprägt von Materialknappheit, Lieferengpässen und Quarantäne, entstand dieses Mehrgenerationenhaus in einer Bauzeit von nur zehn Monaten. Architekt Markus Keßler konnte sich mit seiner Familie nach langer Suche endlich den Traum vom eigenen Haus erfüllen. Zuvor war das innenstadtnahe Baugrundstück unbebaut – nun konnte die Baulücke im Sinne der innerstädtischen Nachverdichtung geschlossen werden. Wie selbstverständlich fügt sich das neue Gebäude mit seiner klassischen Linienführung in das Straßenbild ein. Mit dem abgerundeten Eckbereich und dem Dach, das dieser Form am Eingang folgt, entsteht ein einladender Gesamteindruck. Gleichzeitig rückt das Haus respektvoll von der beidseitigen Nachbarbebauung ab und ermöglicht Fußgängern eine freie Sicht auf die malerische Rückseite der Altstadt.
Der Freiraum zwischen den Gebäuden schafft zudem Raum für die Gärten der beiden unteren Wohnungen. Der kompakte Baukörper bietet Platz für drei unterschiedlich große Wohneinheiten, die sich auf zwei Geschossebenen verteilen. Aufgrund der besonderen Lage am Hang sind beide Ebenen unabhängig voneinander barrierefrei erschlossen. Es gibt weder ein Treppenhaus noch einen Aufzug, der die Geschosse miteinander verbindet – lediglich eine Treppe im Außenbereich. So entsteht die für ein Mehrfamilienhaus eher ungewöhnliche Situation, dass die Bewohner sich sowohl „über den Weg laufen“ als auch auf „ihr“ Geschoss zurückziehen können. Die separate Erschließung der Ebenen bietet außerdem die Möglichkeit, beide Wohnungen barrierefrei zu nutzen. Dies stellt nicht nur eine Hilfe für Rollstuhlfahrer dar, sondern sorgt auch im täglichen Leben für vielerlei Erleichterungen. Sei es aufgrund der bodengleichen Übergänge auf der gesamten Ebene oder aber aufgrund der großzügigen Bädergestaltung.
„Man hat das Gefühl von Offenheit, Licht und Luft“, schwärmt die Bauherrin. Das liegt nicht nur an den hohen Räumen und den großen Fenstern, die das Haus zu den Gartenseiten hin öffnen. Es sind auch die offen gestalteten Grundrisse mit großzügigen Wohn-Essbereichen, die eine hohe Flexibilität beim Einrichten bieten. Dazu kommen die natürlichen Materialien und die individuell steuerbare Haustechnik, die das Gebäude „atmen“ lassen und das ganze Jahr über ein angenehmes Raumklima schaffen. Eingesetzt wurden Mauerziegel mit integrierter Dämmung aus Holzfasern, mineralischer Putz, eine Dachbegrünung sowie eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Außerdem wurden eine Erdwärmepumpe und eine Photovoltaikanlage verbaut.
Fotos:
Lars Lehmann
(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|23)