Mit neuem Leben erfüllt
Umbau eines lange leer gestandenen Dreifamilienhauses für zwei Familien
Aus dieser grünen Hölle und diesem Abbruchhaus soll ein Zuhause für zwei Familien mit schönem Garten werden? Kaum vorstellbar, denn der zehnjährige Leerstand und der meterhohe Bewuchs ließen die Qualitäten des Hauses kaum erkennen. Nur die Lage in Halbhöhe überzeugte sofort.
Die befreundeten Familien, davon eine vom verantwortlichen Büro Frey Architekten, packten kräftig mit an, damit aus dem verwahrlosten Bestand ein neues Zuhause werden konnte. Sie legten Schicht für Schicht in Haus und Garten frei. Im Laufe der Zeit kristallisierten sich der respektvolle Umgang und die Einbindung der vorhandenen Struktur als zentrale Motive des Entwurfs heraus. Städtebaulich sollte sich der Umbau in den Kontext einfügen, dabei jedoch eigenständig und selbstbewusst eine zeitgemäße Formensprache vertreten. Gerade die beiden benachbarten Gründerzeithäuser sollten nicht übertrumpft werden. Neben einer klaren und zurückhaltenden Formensprache spiegelt sich dies vor allem in den gewählten Materialien: Ein roter Biberschwanz als Dachdeckung, dazu Kupferblech und eine verputzte Fassade, deren Besenstrichstruktur so lange ausprobiert und bemustert wurde, bis die gewünschte Nuance zwischen alt und neu gefunden war. Die großen, naturbelassenen Eichenfenster in tiefen Laibungen öffnen die Räume und inszenieren gezielt Ausblicke – und Einblicke. Die inneren Strukturen wurden vollständig aufgebrochen und die bisherige horizontale Gliederung in drei Wohneinheiten aufgelöst. Nun bildet ein neues Wandelement vom Keller aufwärts das Rückgrat der beiden neuen Wohneinheiten und dient als Tragstruktur für die neue vertikale Erschließung mit einer Treppe aus Eichenholz. Die Grundrisse der beiden Wohneinheiten sind gespiegelt, einfach und funktional. Im Erdgeschoss wird das Wohnen mit offener Küche und den großen Terrassen zu einem Gartengeschoss. Im Obergeschoss, dem Reich der Kinder, wurde der Flur zum Garten geöffnet und ergänzt als Spielraum die nach Süden hin ausgerichteten Kinderzimmer. Den Abschluss bildet das ausgebaute Dach als Schlafzimmer für die Eltern. Gemeinschaftliches Geschoss ist das Untergeschoss und bietet mit zwei Gartenzimmern eine willkommene Ergänzung für ausgedehnte Spielszenarien der Kinder. Beide Hälften unterscheiden sich nur durch wenige Materialentscheidungen und erhielten so in Kombination mit der Ausrichtung eine reizvolle Eigenständigkeit.
Fotos:
Frey Architekten
(Erschienen in CUBE Stuttgart 04|21)