Nachhaltig verdichtet
Ein Quartier im Düsseldorfer Nordosten schafft neuen Wohnraum und erhält grünen Freiraum
Das Quartiersprojekt „Sermer Weg/Volkardeyer Weg“ in Lichtenbroich brauchte einen langen Atem: Die Düsseldorfer Rheinwohnungsbau wollte den alten Wohnungsbestand aus den 1960er-Jahren nicht nur sanieren, sondern in Teilen auch zurückbauen und erneuern. In den ersten beiden Bauabschnitten wurden Zeilenbauten durch das Büro hector3 architekten sowohl modernisiert als auch abgebrochen und neu ergänzt. Das mit der Planung des dritten Bauabschnittes beauftragte Büro Schmale Architekten aus Grevenbroich plante ab 2017 weitere Wohnbauten und eine Kita, wobei das besondere Augenmerk darauf lag, die gewachsenen Grünräume der Siedlung zu erhalten und fortzuschreiben. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise, aber auch die nachhaltige monolithische Bauweise der Neubauten sind der Grund, warum das Projekt kürzlich mit dem renommierten Deutschen Bauherrenpreis 2024 in der Kategorie „Ersatz-Neubauten“ ausgezeichnet wurde. Die vorhandene Zeilenbebauung wurden einerseits durch eine Bebauung mit fünf viergeschossigen Punkthäusern entlang des Sermer Weges ersetzt. Weiter im Innenbereich des Quartiers entstanden dagegen mehrere niedrigere Reihenhaus-Blocks. Letztere wurden so angeordnet, dass die bestehenden Außenräume mit ihrem üppigen Baumbestand überwiegend unangetastet blieben. So konnte die grüne Lunge des Quartiers vollständig erhalten werden. Die Formgebung der Wohngebäude ist klassisch und reduziert, die Fassaden werden durch ein Spiel aus vertikalen Fensterfronten und einer zeitlosen Farbgebung aufgewertet. Das generationsübergreifende Quartier besteht aus einem Mix aus geförderten und freifinanzierten Wohnungen, Wohneigentum und einer Kindertagesstätte. Insgesamt wurden 243 neue Wohnungen geschaffen, die in der Mehrzahl über ein bis vier Zimmer verfügen. Eine integrative Wohngruppe, ein Quartierstreff und eine Arztpraxis tragen zusätzlich zur Belebung des Quartiers bei. Die durchgängige Barrierefreiheit der Mietwohnungen ermöglicht das Wohnen und Zusammenleben von Jung und Alt. Neben der Förderung der sozialen Vielfalt zeichnet sich das neue Wohnquartier aber auch durch eine energieeffiziente und klimafreundliche Bauweise aus: Es entspricht in Teilen dem 3I-Standard (max. 35 kWh/m²a), erfüllt im Neubau die Vorgaben für KfW 40 und in der Sanierung die Auflagen für KfW 55. Erreicht wird dies durch mehrere zentrale Holzpelletheizungen für Heizung und Warmwasser, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Solarthermie und die konsequent monolithische Bauweise der Neubauten aus Hohlziegeln, die jede weitere Dämmung erübrigen. Eine zentrale Tiefgarage und die konsequente Reduzierung versiegelter Flächen erhöhen zudem den Anteil von Frei- und Grünflächen – was wiederum der Regenwasserversickerung, der Biodiversität und damit auch dem Mikroklima des Quartiers zuträglich ist. Der erhaltene Baumbestand sorgt für Kühlung und trägt seinerseits zur Verbesserung des urbanen Klimas bei. Alle Grünflächen und Spielplätze dienen dabei zugleich als Erholungsraum und Treffpunkt für die Bewohner:innen.
www.rheinwohnungsbau.de
www.schmale-architekten.com
Fotos: Schmale Architekten
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 04|24)