Metamorphose der Reduktion
Ein Wohnhaus im Düsseldorfer Norden wurde erweitert und minimalistisch umgestaltet
Bereits zum zweiten Mal hat das Ricardo Ferreira Architektur und Design Studio aus Meerbusch ein Wohnhaus für ein Bauherrenpaar geplant und realisiert. Ging es noch vor zehn Jahren darum, eine Doppelhaushälfte auf einem bereits bestehenden Kellerfundament zu errichten, wünschten die Bauherren sich diesmal den Umbau eines erworbenen Wohnhauses zum großzügigen Familiendomizil – mit genügend Raum für das gemeinschaftliche Familienleben, Platz für ein Homeoffice und einen Pool im Garten.
Schnell war klar: Das auf einem relativ schmalen Grundstück situierte Satteldachhaus Baujahr 1938, das bereits in den 1970er-Jahren umgebaut worden war, ließ sich weder zur Seite, noch nach hinten zum Garten erweitern. Um etagenweise zonierte Gemeinschaft-, Kinder- und Elternbereiche und ein Kellergeschoss für Haustechnik, Hauswirtschafts- und Abstellräume zu erhalten, konnte jedoch der niedrige Spitzboden um einen Kniestock erweitert werden. Entsprechend wurde das vorhandene Dachgeschoss zurückgebaut und um ein Halbgeschoss erhöht. Aber auch auf den Etagen wurden die Grundrisse komplett neu geordnet: So wird man beim Betreten des Hauses von einem großzügigen Entrée empfangen, dessen belichteter Luftraum über alle drei Etagen reicht. Straßenseitig konnte eine separate Garderobe mit Gäste-WC angeordnet werden.
Durch das Entrée und ein minimalistisch gestaltetes, bodentiefes Sichtfenster ergibt sich eine erste Sichtbeziehung in den Garten. Die weitläufige Küche und der zentrale Essbereich gruppieren sich gartenseitig und können über große gläserne Schiebeelemente auf die Terrasse fließend erweitert werden. Ein besonderer Eyecatcher ist dabei der erhaltene und überarbeitete Kamin, dessen markanter Außenschornstein die Gartenansicht des Hauses besonders prägt. Der angegliederte Wohnbereich mit separiertem Klavierzimmer ist über ein großes Sitzfenster zur Straße ausgerichtet. Die darüberliegende Kinderetage umfasst drei Kinderzimmer sowie ein Gästezimmer mit einem zentral angeordneten Duschbad. Im Dachgeschoss orientiert sich schließlich das Schlafzimmer der Eltern mit einer Ankleide zum Garten. Es ergibt sich dabei eine direkte Anbindung zum großzügigen Masterbad. Ein Arbeitszimmer öffnet sich als geräumiges Homeoffice zur Straße. Sowohl von außen als auch von innen hat das Domizil eine konsequente gestalterische Metamorphose erfahren: Die unterschiedlichen, teilweise erhaltenen, teilweise veränderten und neu ergänzten Fensterformate beleben die energetisch ertüchtigte Putzfassade.
Das neu aufgesetzte Dachgeschoss besticht in seinen Konturen dazu durch gestalterische Reduktion. Auch beim Innenausbau wurde sehr darauf geachtet, dass nur wenige, wertige Materialien zum Einsatz kamen: Die weiß verputzten Wände ergänzen sich hier mit italienischem Ceppo di Gré-Feinsteinzeug, das in großen Formaten sowohl den Bodenbelag des Erdgeschosses als auch die Wandverkleidung in den Bädern bildet. In den Obergeschossen kam dagegen warmes Eichenholzparkett als Bodenbelag zum Einsatz. Dazu gibt es eine Reihe von maßgefertigten Möbeleinbauten. Nicht zuletzt auch für Bilder und andere Kunstobjekte schafft das einen schlichten Rahmen, der auf das Wesentliche fokussiert ist.
Fotos:
Julia Vogel
www.juliavogelfotografie.wixsite.com/badnauheim
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 03|24)