Mehr Sein als Schein
Drei Wohnungen mit eigenem Eingang in einem Gebäude
Das frühere Dorf Groß Borstel ist ein bis heute ländlich geprägter Stadtteil von Hamburg mit einem Mix aus historischen Reetdachhäusern, großen Vorstadtvillen und vielen freistehenden Einzelhäusern sowie Reihenhauszeilen. Auf einem baumbestandenen Grundstück mit einem eingeschossigen Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren realisierten Wagenknecht Architekten den Neubau eines Mehrfamilienhauses mit drei Wohnungen. Die Idee für den privaten Auftrag war ein „Haus-im-Haus“, denn die Bauherrschaft wünschte sich eine Wohnung zur Eigennutzung plus zwei eigenständig erschlossene Mietwohnungen in einem Gebäude. Das Team um Tillmann Wagenknecht nahm die Herausforderungen durch die engen baurechtlichen Vorgaben, den Grundstückszuschnitt sowie den zu erhaltenden Baumbestand gerne an. Die Leitidee für den Entwurf des zweigeschossigen Hauses mit Staffelgeschoss war die unterschiedlichen Volumen und Nutzungen gestalterisch so zu verschränken, dass sie optisch ablesbar sind und dennoch eine kompositorisch einheitliche Gesamterscheinung bilden. Dies wird durch einen raffinierten Wechsel von Transparenz und Geschlossenheit zum öffentlichen Raum sowie die Auswahl weniger wertiger Materialien für ein einheitliches, ruhiges Gesamtbild erreicht. Eine entsprechende Beleuchtung der Kubatur bei Dunkelheit unterstützt deren Raumwirkung. Drei unabhängig voneinander erschlossene Wohneinheiten erwecken nun den Eindruck eines großzügigen Einfamilienhauses. Hell-beige Klinkerriemchen im Langformat und darauf farbig abgestimmte hell-bronze eloxierte Aluminiumfenster mit integrierten Lamellen-Raffstores prägen das elegante Fassadenbild. Die großzügige Wohnung der Bauherrschaft umfasst fünf Zimmer, die sich über Erd-, Ober- und Staffelgeschoss erstrecken mit einer Terrasse zum Garten sowie einer Dachterrasse. Sie zeichnet sich durch ein maßgeschneidertes Raumprogramm und Annehmlichkeiten wie einem Einbau-Kaminofen im Wohn- und Essbereich, eine offene Küche mit Esstresen sowie den Schlafräumen zugeordneten Ankleiden und Bädern aus. Eine Mietwohnung liegt im Erdgeschoss mit Terrasse, die andere im Obergeschoss mit Balkon, beide verfügen über weitläufige Grundrisse mit zwei Zimmern. Das Gebäude ist ein KfW-55 Effizienzhaus. Die Wärmeversorgung für alle Wohnungen erfolgt über eine Erdwärmepumpe, die Warmwasserbereitung dezentral über Photovoltaik.
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Fotos: Eren Can Altay/Wagenknecht Architekten
(Erschienen in CUBE Hamburg 04|24)