Ländlicher Gartenpark
Ein schmuckloses Gelände um einen alten Hof wird zu einem natürlichen Gartenparadies
Ein in die Jahre gekommener Hof mit Haupthaus, umgebautem Viehstall und Backhaus wurde von seinen neuen Besitzern einer Generalsanierung unterzogen. Dabei nahmen die Eltern von drei Kindern auch den 3.000 m² großen Garten ins Visier, der von den Vorgängern vernachlässigt, ein stiefmütterliches Dasein fristete. Der mit der Planung und Umsetzung beauftragte Gärtner und Landschaftsarchitekt Daniel Paus ließ das Gelände mit einer Wiese, die ein starkes Gefälle zum flankierenden Bach aufwies, zunächst auf sich wirken. Im Anschluss ließ er einen Bagger anrücken, der Gehölze und wuchernde Brombeeren rodete, um es anschließend mit mehr als 300 Tonnen Oberboden aus der Ausschachtung eines befreundeten Unternehmens neu zu modellieren. Nicht der einzige nachhaltige Aspekt bei dem Projekt, das eine unkonventionelle und naturnahe Herangehensweise auszeichnet, die den dort lebenden Menschen, Tieren und Pflanzen zugutekommt.
Mithilfe des Erdreichs wurde eine sich hebende und senkende Landschaft um den alten Baumbestand und das alte Backhaus geformt, die Bewegung und Lebendigkeit in das Areal bringt. An dieser Topografie orientieren sich die neuen Wege, die zu lauschigen Sitzplätzen führen. Eine prächtige, rotblühende Rosskastanie, eine Birke, ein kleiner Apfelbaum und eine große Esche erheben sich über die flankierenden Stauden und Beete. Eine Himalaya-Zeder, deren gleichmäßiges Wachstum durch andere Gehölze beeinträchtigt war, wurde mit großem Aufwand umgesetzt und gedeiht nun 100 Meter weiter. Ein besonderes Pflanzkonzept liegt dem Garten nicht zugrunde. Vielmehr verlieben sich die Gartenbesitzer regelmäßig in neue Pflanzen und suchen dann den richtigen Ort für diese aus. Egal an welcher Stelle man sich befindet, die Grenzen zwischen Garten und der umgebenden Landschaft verschmelzen, wodurch ein Gefühl der Weite entsteht.
Bis auf den Betonstein für die Wege und die Wasserbausteine am Bach sind alle Materialien vom Hof oder Reste von Bekannten der Auftraggeber. Gebrauchtes Basalt-Kleinpflaster bildet nun den Bodenbelag der Haupterrasse, polygonale Sandsteinplatten aus einer alten Terrasse formen übereinander geschichtet eine Trockenmauer um die Kastanie herum. Alte Waschbetonplatten liegen umgedreht, in Kombination mit übergebliebenem Fassadenklinker als Belag, in der Feuerstelle. Der gleiche Klinker wurde für kleine Hochbeete verwendet und eine ausgemusterte Tondrainage fungiert jetzt zusammen mit alten Dachpfannen als bepflanzte Beetdekoration. Gebrauchte Eichenbohlen aus dem alten Viehstall leben nun als Zapfstellen im Garten weiter und alte Fundamentsteine aus Sandstein, die bei der Sanierung zum Vorschein kamen, fassen jetzt die Feuerstelle ein.
Fotos:
Sibylle Pietrek
www.sibylle-pietrek.jimdo.com
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 02|24)