Den Lebenszyklus verlängert
Ein vernachlässigtes Hochhaus wurde zu einer ersten Adresse in Bochum
Die Zeit hatte beim einstigen Lohring-Haus – benannt nach seiner Lage am Lohring – massive Spuren hinterlassen. Die DGC Gruppe, spezialisiert auf problematische Bestandssanierung, ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie erwarb und entwickelte das Gebäude mit erheblichem Aufwand in Zeiten, die für Bauprojekte schwierige Rahmenbedingungen boten. Ein Meilenstein für das Unternehmen, so sahen es die Verantwortlichen und ließen daher den Projektnamen nach der Fertigstellung auf Englisch bestehen: Das Gebäude „Milestone“ ragt jetzt selbstbewusst über Bochums Innenstadt in den Himmel.
Was die Entwickler vorfanden, war ein Gebäude, dessen Lebenszyklus angezählt war. Nach dem Bau wurde die Immobilie als Hotel und Apartmenthaus genutzt. In den 1980er-Jahren wurde es von einigen Stadtämtern bespielt, bis es in den 1990er-Jahren in Wohn- und Gewebeeinheiten mit über 50 verschiedenen Eigentümern umgewandelt wurde. Der Verfall war abzusehen, Brandschutzmängel führten letztlich zur Schließung. Der Status quo zu Beginn der Sanierung stellte sich so dar: eine einfache Gebäudestruktur auf 12 Etagen, nur ein Treppenhaus und ein lichtes Deckenmaß von lediglich 2,50 Meter. Nicht baulich bedingte Hürden wie Corona, Materialknappheit und gestiegene Baukosten führten dazu, dass trotz Baugenehmigung, die im Herbst 2020 erteilt worden war, erst 2021 mit dem Rückbau und 2022 mit dem Wiederaufbau begonnen wurde. Doch dies mit rasantem Tempo: Bereits zehn Monate später zogen die ersten Mieter ein. Das Gebäude wurde bis auf den Betonkern entkernt, das Dach neu aufgebaut und gedämmt. Die Fassade orientiert sich optisch an der ursprünglichen Gestaltung mit horizontaler Bänderung und Farben in Grautönen. Sie wurde als vorgehangene und hinterlüftete Aluminiumfassade ausgebildet, ergänzt durch Fenster mit Aluminiumrahmen. Die Büroflächen werden mittels Deckenkonvektoren in einem Zweileitersystem beheizt und gekühlt. Die Energieversorgung erfolgt über eine Wärmepumpe in Kombination mit Geothermie.
Aus Brandschutzgründen befindet sich in jeder Etage eine (Büro-)Fläche mit je rund 320 m². Dank offenerer, flexibler Grundrisse und Glastrennwänden sind die Räume hell und freundlich. Die Böden bestehen aus Teppich und Vinyl sowie teilweise Exposidharzbeschichtungen. Auch hier wird das Farbkonzept der Grautöne mit blauer Nuance weitergeführt. Wo es möglich war, wurden Betonelemente freigelegt und in Szene gesetzt. In der 12. Etage befinden sich zusätzlich Konferenz- und Loungeflächen zur Anmietung auch für externe Nutzer. Der Nutzungsmix der Immobilie spiegelt den modernen Lifestyle wider, indem er Arbeiten und Leben zusammenbringt. Die Kombination aus Büros, Bistro, Concierge, Tagesmutter-Angebot, Fitness- und Eventflächen ist zeitgemäß.
Fotos:
Belichtet | Pepe Basenau
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 02|24)