Singen schafft Gemeinschaft
... so Bundespräsident Christian Wulff a. D. zur Eröffnung des neuen Chorzentrums
Berlin feiert euphorisch die Eröffnung einer neuen kulturellen Institution: Im Sommer 2021 wurde in Neukölln die bundesweite Zentrale des Deutschen Chorverbandes eröffnet. Der lokale Chorverband ist bereits seit 2008 in der Karl-Marx-Straße 145 beheimatet. Mit der Sanierung des Vorderhauses und der Aufstockung des Seitenflügels wurde auch die Funktion erweitert. Nun residiert hier, unmittelbar neben dem Theater „Heimathafen Neukölln“, die Kreativzentrale hunderttausender Chorsängerinnen und -sänger: Das Deutsche Chorzentrum. Das Berliner Architekturbüro Kaden + Lager wurde mit der Sanierung und Umgestaltung des Bestands und der Aufstockung des Seitenflügels beauftragt und schaffte es, sie zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen. Der Neubau nimmt mit seiner Gestaltung Bezug zur bestehenden Architektur. Bei der zweigeschossigen Aufstockung handelt es sich um eine „gefaltete“ Holzkonstruktion.
Das Gebäudeensemble hat mehrere Zwecke zu erfüllen – es ist Veranstaltungsort, Treffpunkt, Aus- und Weiterbildungsstätte, Bibliothek, Musikarchiv, Büro für den Deutschen und Berliner Chorverband und auch ein musikalischer Kindergarten durfte einziehen. Das fünfgeschossige Vorderhaus und das viergeschossige Nebengebäude waren ursprünglich Wohnhäuser, die nun für die neue Bestimmung aufgearbeitet und umgebaut werden mussten. Die Fassade zur Karl-Marx-Straße blieb weitgehend unverändert und wurde denkmalgerecht saniert. Die Fensteröffnungen des Seitenflügels wurden modifiziert und vergrößert. Bei der zweigeschossigen Aufstockung sind die Fenster raumweise östlich ausgestellt, um den Blick in den Innenhof zu lenken und mehr Licht in den Räumen zu erhalten. In den Obergeschossen zwei bis fünf sind Büro- und Besprechungsräume für die unterschiedlichen Nutzer sowie ein Mehrzweckraum entstanden. Die Kita befindet sich im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss und erstreckt sich auf beiden Geschossen über Vorderhaus und Seitenflügel. Der Seitenflügel wird durch eine außen liegende Treppe und Laubengänge auf der Hofseite erschlossen. Am Gelenkpunkt zwischen beiden Gebäuden wurde ein Aufzug für den barrierefreien Zugang angebracht. Beim Umbau des Bestandsgebäudes blieben die Räumlichkeiten weitgehend im Urzustand belassen, da repräsentative Räume ohnehin vorhanden waren. Nichttragende Wände wurden entfernt, der Bodenaufbau erneuert und die Gründung des Gebäudes unterfangen. Der alte Dachstuhl wurde durch eine sichtbare hölzerne Dachkonstruktion erneuert und ausgebaut. Ebenso wurde beim Seitenflügel vorgegangen, indem das alte Dachgeschoss zurückgebaut und durch die zweigeschossige, gefaltete Aufstockung in Holzbauweise ersetzt wurde.
Fotos:
Bernd Borchardt
www.berndborchardt.de
(Erschienen in CUBE Berlin 04|21)