Superlong. Superbig. Superurban

Eine „Stadt im Haus“ als Penthousewohnung

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Wie aus der Überschrift bereits hervorgeht, ist bei diesem Penthouse über den Dächern von Berlin alles ein bisschen größer und ungewöhnlicher. Es galt, eine nahezu überdimensionierte Dachgeschosswohnung von 400 m², bestehend aus vielen kleinen Zimmern, für seine neuen Besitzer:innen in ein modernes loftartiges Großraumapartment zu verwandeln. Das Architekturbüro Jan Ulmer Architects hat diese Aufgabe auf äußerst extravagante Weise gelöst. Als maßgeblichen und größten Eingriff in den Bestand verabschiedete man sich zunächst von allen nichttragenden Wänden, die die Wohnung in kleine Parzellen aufgeteilt hatten. Derart entkernt, blieb ein sehr großer, langer L-förmiger Großraum übrig, der nun innenarchitektonisch gestaltet wurde. Jan Ulmers Leitidee war die „Stadt im Haus“: Wie ein Flaneur kann man in der eigenen Wohnung an einer Art Stadtlandschaft vorbeischlendern. Aus einzelnen Segmenten, denen eine spezifische Funktion zugeordnet ist, wird eine Art städtische Wohnlandschaft. Die vorhandenen Rohrleitungen gaben vor, wo die Bäder und die Küche platziert werden mussten. Drei – ebenfalls vorhandene – Terrassen waren weitere Vorgaben, an denen sich der Architekt bei der Zuordnung der Wohninseln orientieren konnte. Mehrere neue Skylights im Dach bringen nun mehr Tageslicht  in die Räume. Während der vordere Teil der Wohnung eine offene Raumfolge darstellt, wurde im hinteren Teil die ehemalige zweihüftige Mittelflur-Typologie in ein System von mäandrierenden Raumfolgen aufgelöst, kreiert durch eingestellte  „Häuser“ im Raum. Der Zwischenraum stellt die „Straße“ dar, entlang derer man im übertragenen Sinn an einladenden Plätzen, Cafés, Restaurants und Läden vorbeikommt. Das Loft ist in öffentliche und private Bereiche gegliedert. Je weiter man nach hinten, ins Innere vordringt, desto privater werden die offenen Flächen. Hier sind die Intérieurs zum Relaxen und Schlafen angeordnet.

Auf dem abwechslungsreichen Spaziergang vom einen Ende zum anderen des „Mammut-Penthouses“ passiert man auch rohe unverputzte Wände, deren Ziegelmauerwerk den urbanen Charakter unterstreicht. Ebenfalls kommt man vorbei an diversen maßgeschneiderten Kästen, Boxen und Kabinen, die als Stauraum, Schränke, Regale oder durch Rollschiebetüren als verschließbare Bäder oder Toiletten dienen. Ein absoluter Eyecatcher ist die in Kooperation mit der Künstlerin Claudia Wieser, Berlin, entworfene Küche. Sie besteht aus einem Küchenblock und einer Rückwand mit halbhohen Schränken sowie einem wilden Mosaik aus bunten Fliesen. Im selben Stil und Muster ist auch der Küchenblock ummantelt. Der zuvor als intimer rückwärtiger Teil geschilderte Bereich des Penthouses ist als eigenständige Wohnung abtrennbar. Diese ist ebenfalls mit einer Küche und Sanitärräumen ausgestattet. Der Materialkanon vom öffentlichen Teil taucht also im privaten Teil auch wieder auf und löst beim Flanieren Wiedererkennungseffekte aus. Und hiermit endet der abwechslungsreiche Spaziergang durch eine große spannende „Stadt“.

www.janulmer.de

Fotos:

Mikael Olsson
www.mikaelolsson.se

(Erschienen in CUBE Berlin 04|23)

Innenarchitektur:

Jan Ulmer Architects
www.janulmer.com

Einbauten:

Flömö
www.flömö.de

Wandfarben:

Farrow & Ball
www.farrow-ball.com

Dielen:

Dielenschmiede
www.dielenschmiede.de

Terazzo:

Ecofloor
www.ecofloor.de

Teppich:

Lyk Carpet
www.lyk-carpet.de

Sofa:

Roche Bobois
www.roche-bobois.com

Pendelleuchten:

Eloa
www.eloa.co

Holzbadewanne:

Alegna
alegna.ch

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