Genial durchdacht
Ein Raummöbel mehr, einige Wände weniger – fertig!
Eine relativ kleine Dachgeschosswohnung in Mitte, verwinkelt und relativ duster mit recht geringem bis gar keinem Stauraum, sollte in eine geräumigere Wohnung für ein Paar umgebaut und modernisiert werden. Zum Wunschpaket gehörte eine „Bleibe“ für die stattliche Schuhsammlung der Bewohner, generell mehr Platz und eine Nutzungsmöglichkeit für das steile Dach mit einer zweiten Ebene.
Einige verblüffende und geniale Raumlösungen erdachten sich die Berliner Architekten Anita Eyrich und Christian Hertweck. Zunächst wurde im Eingangsbereich ein mächtiges Schuhregal geschaffen, das vom Boden bis zur Decke reicht und gleich beim Betreten der Wohnung eine heimelige Atmosphäre schafft. Von hier gelangt man zum Wohn- und Esszimmer, das nun, nach Entfernung aller überflüssigen Wände, groß, geräumig und vor allem hell ist. Nun haben die Bewohner einen – fast – offenen Grundriss. Essen, Wohnen und die Küche sind über Eck vereint zu einem Raum – lediglich das Schlafzimmer und die Sanitärräume sind separat.
Den Wohnraum bestimmt ein alles dominierendes Raummöbel, was zugleich mit einer integrierten Treppe in das Obergeschoss führt. Was dieses Raummöbel alles kann, ist absolut verblüffend und clever: Die Seitenwände sind soweit möglich mit Fächern als Stauraum versehen. Eine offen gelassene Nische ist entweder Durchblick oder Sitz- und Schmökerecke. Die Treppe hat unten noch ein Podest, das wiederum als Stauraum ausgebildet ist und als erste Treppenstufe fungiert. Und noch mehr: Das Raummöbel ist zudem noch die Auflage für die Zwischendecke, den Boden des Obergeschosses.
Oben entsteht eine offene Plattform, die multifunktional genutzt werden kann – als Leseraum, Arbeitsfläche, Trainingsraum oder zum Schlafen. Mit ihrem Linoleumboden in einem sanften Rotton bildet sie einen angenehmen Kontrast zur braunen Treppe und den weißen Räumen unten. Auch ein Hochbett gibt es hier oben, eine Nische, die als Schlafkoje oder Rückzugsraum dient.
Diese Maßnahmen haben nicht nur dafür gesorgt, dass die Wohnung ihren Charakter vollkommen verändert hat, sie ist sicher auch um ein Drittel größer geworden.
Fotos:
Henning Moser
www.henningmoser.de
(Erschienen in CUBE Berlin 04|22)