Gartenlandschaft Virtuos
Auf einem Grundstück wurden mehrere Gartenbereiche verschiedenster Art geschaffen
Es galt einen Privatgarten für eine klassische, moderne Villa der Münchner Architekten Landau + Kindelbacher zu gestalten. Das vorhandene Areal war so groß, dass die Bezeichnung Garten schon eher einem klassischen Understatement gleichkommt. Das Terrain hat eher die Ausmaße eines Parks. Dieser Umstand stellte die Landschaftsarchitekten Jühling & Köppel vor die schwierige, aber auch verlockende Aufgabe verschiedene Gartenbereiche herauszuarbeiten – sprich von der streng geometrischen Zone im Aufenthaltsbereich um das Haus herum einen fliessenden Übergang zum freien Landschaftsgarten zu erschaffen. Auf die Flora bezogen, könnte man sagen: Vom akkurat gepflegten Rasen wird zur 2.000 m² großen Wildblumenwiese übergeleitet.
Da das Grundstück einen Höhenunterschied von fünf Metern aufweist, musste auch das Gelände so modelliert werden, dass ein sanfter Anstieg möglich war. Die Wege sind – wie alle Belagsflächen – aus regionalem Naturstein. Aus dem gleichen Stein, einem heimischen Granit, ist auch der Pool im unteren Bereich des Gartens, wie auch die großformatigen Platten der Poolterrasse, die Sitz-/Liegebank und die Außendusche. Ausser diesen beiden Hauptbereichen, gezähmt und wild, gibt es noch weitere Zonen, die individueller Gestaltung bedurften: Vorhandene Biotope mussten geschützt werden, der alte Baumbestand, zwei Blutbuchen und eine Kiefer in der Nähe des Wohngebäudes mussten integriert sowie neue Habitate für Flora und Fauna angelegt werden. Ein vorhandenes Waldstück auf dem Grundstück fungiert als Raumkante gen Osten. Von der Terrasse vor dem Haus bietet sich so der Blick vom Rollrasen über die mit Sträuchern gerahmte Wiesenfläche bis zum Wald.
Neuerdings sieht sich auch auch jeder Landschaftsarchitekt und Gärtner mit der Herausforderung des Klimawandels konfrontiert. Klimaresistent heißt, solche Pflanzen auszuwählen, die sich an extreme Wetterereignisse anpassen können. Zu den Baumarten, die hierzu zählen, gehören Feldahorn, Hainbuche, Ginkgo, Amberbaum, Esskastanie oder Winterlinde, um nur einige der bekanntesten zu nennen.
Ein Hauptkriterium zur Schaffung verschiedener Wohlfühlräume im Garten ist natürlich auch die dem Bedarf angepasste Gestaltung – gesellig mit Gästen, unter vier Augen oder allein als Ruhe- und Rückzugsort. Im Bereich der Wiesenfläche gibt es zudem einen bestehenden sanierten Teich, sodass auch ein Lebensraum für Tiere gewährleistet ist. Es lässt sich sagen, dass hier so etwas wie ein Landschaftsgarten mit all seinen Variationen entstanden ist. Mit der genannten Wildblumenwiese, der artenreichen, freiwachsenden Hecke, dem Wald und den Natursteinhabitaten gibt es eine Vielzahl an sehr gut besiedelten Lebensräumen.
Entstanden ist ein Garten, den man sich mit all seinen Gegensätzlichkeiten – vom repräsentativen, mit Hecken gesäumten Hausgarten, bis zur sich scheinbar frei entfaltenden Gartenlandschaft – erwandern und erleben kann.
Fotos:
Laura Loewel
www.lauraloewel.com
(Erschienen in CUBE München 02|24)