Hamburg liebt Backstein
Bauten des Pergolenviertels interpretieren historische Quartiere neu
Im Rahmen der Hamburger Wohnungsbauoffensive gehört das Pergolenviertel im Bezirk Nord zu den größten Quartiersentwicklungen in der Stadt. In Nachbarschaft zum Stadtpark zwischen City Nord und den historischen Quartieren an der Alten Wöhr und der Jarrestadt gelegen, orientiert es sich an die Architektur der 1920er-Jahre. 2012 gewannen e2a Architekten aus Zürich den städtebaulichen Wettbewerb und die Bebauung soll 2023 abgeschlossen sein. Auf einer Fläche von 27 ha entstehen 1.700 Wohnungen (davon 60 Prozent gefördert) mit vielen Gemeinschafts- und Inklusionsangeboten sowie neuen Mobilitätskonzepten. Allein die Hälfte der Gesamtfläche ist umfangreichen Park- und Spielflächen sowie modernen Kleingärten vorbehalten. Das gestalterische Leitbild gibt plastische Backsteinfassaden für die großmaßstäblichen Bauten vor mit einer farblichen Differenzierung von Norden nach Süden von Grau zu Rot. Wohnhöfe, Bögen und Pergolen sind weitere Gestaltungselemente, die dem Pergolenviertel Einzigartigkeit verleihen.
In loser Folge stellen wir verschiedene Projekte vor. Den Auftakt macht das auf dem nördlichen Baufeld 2b gelegene Wohnhaus von DFZ Architekten. Seine Backsteinfassade ist durch hervortretende und zurückliegende Steinreihen geprägt. Kombiniert mit schwarzen Metallbauteilen und Glasflächen steht der helle Backstein klar im Vordergrund. Das Fassadenkonzept basiert auf dem Grundthema des „Verlaufs“. Die verwendeten Formsteine sind in Form von Bischofsmützen zwischen den Fensteröffnungen angeordnet und lassen eine Art „Füllung“ entstehen, einen vertikalen Verlauf, der je nach Höhe des Geschosses ein engeres Muster aufweist. Der vertikale Verlauf wird unterstützt durch eine Art „Band“, das im Langformat ohne Reliefbildung gemauert wurde und sich so stark von der „Füllung“ abhebt. Neben der Akzentuierung der Geschosse verbinden die umlaufenden Bänder die einzelnen Baufelder miteinander und verleihen den Wohnhöfen eine horizontale Homogenität. Es entsteht ein lebendiges Muster, ohne das strenge und homogene Gesamtkonzept aufzuheben.
Die 64 Eigentumswohnungen verteilen sich auf vier Treppenhäuser, die vom Hof aus durch einen großzügigen Rundbogendurchgang erschlossen werden. Die verschiedenen Wohnungsgrößen und Grundrisse bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. So werden unterschiedliche Zielgruppen angesprochen und ein durchmischtes Wohnen gefördert. Der Innenhof bietet neben Kinderspielflächen Aufenthaltsbereiche und Platz für Urban Gardening Hochbeete. Im Erdgeschoss befindet sich ein großzügiger Gemeinschaftsraum mit eigener Loggia. Das Gebäude wird als KfW-Effizienzhaus 55 errichtet und ist mit einer NaWoh-Zertifizierung ausgezeichnet.
Fotos:
Hagen Stier
hagenstier.com
(Erschienen in CUBE Hamburg 02|21)