Big bigger Bergson

Sympathisch megalomanes Kunst- und Kulturzentrum

Wie kommt man auf die Idee, eine riesige Kulturoase „in den Outbacks“ zu schaffen, in einer Gegend weitab vom Zentrum, wo kaum Einer hinkommt? Nur dann, wenn man einen Anker hat, einen Magneten, der unweigerlich Besucher:innen anzieht, Neugierde weckt und Begierde schafft. So etwas geschieht gerade in Aubing, ganz am westlichen Stadtrand, fast schon in der Peripherie. Wenn bei den Machern je Zweifel geherrscht haben sollten, dann sind sie jetzt, nach den Eröffnungswochen und dem Beginn des täglichen Programms, verflogen: Das Bergson Kunstkraftwerk läuft wie ein gut geölter Motor auf Hochtouren.

Fast liesse sich diese Geschichte beginnen mit „Es war einmal…“: 1940 hatten die Nationalsozialisten den Plan, den Hauptbahnhof als Verkehrsknotenpunkt nach Laim zu verlegen. Während des Umbaus mussten kleinere Ersatzbahnhöfe geschaffen werden, und dafür brauchte man – und zwar schnell – ein Kohle-Heizwerk. Der Bau – der heute das Bergson Kunstkraftwerk beheimatet – wurde in Aubing errichtet, während des Krieges nicht vollendet und in der Nachkriegszeit nach kurzer Inbetriebnahme 1988 aufgegeben, der Verrottung anheim gegeben – und schließlich vergessen. Die Bauherren des heutigen Kunstkraftwerks erwarben das Anwesen 2005. Bei Baubeginn war der Kubus in einem maroden Zustand, eine Wand nur provisorisch, das Dach ruinös, die einstigen Heizkessel unrettbar verrostet, und auch die früheren Kohlesilos, mussten erneuert werden. Nach dreijähriger Bauzeit ist es nun so weit – der 1. Bauabschnitt ist abgeschlossen. Kaskadenartig werden zwei weitere folgen und im Oktober wird das Gesamtprojekt abgeschlossen sein. Die Hauptakteure dieser Herkulesaufgabe sind die Bauherren, die Brüder Christian und Michael Amberger, sowie Stenger2 Architekten, die mit ihrem Konzept den Zuschlag erhielten. Betritt man dieses gigantische Bauwerk, einen monumentalen rostroten Würfel mit Klinkerfassade, der von aussen bereits staunen macht, verschieben sich die Maßstäbe im Innern erneut. Als vergleichsweise kleiner Mensch steht man unter einer kassettierten Decke in 25 Metern Höhe in einem riesigen Atrium. Die Dimensionen sind schier unfassbar. Die Tagesbar „Anima“ mit ihrer langen Theke empfangt die Gäste. In der Größe der früheren Heizkessel erhebt sich ein schwarzer Turm. Darin verbirgt sich die Küche, die das Restaurant „Zeitlang“ und einige Satellitenküchen versorgt.

Eine breite Freitreppe mit Sitzflächen aus Holz führt nach oben in die Beletage, auf der, wie auch unten, Veranstaltungen stattfinden können und die gleichsam als Verteiler fungiert – nach links gelangt man in den Neubau, nach rechts in die Galerie, die in den Silos in einem tunnelartigen Gang untergebracht ist. Ein mächtiger mobiler Auslegerkran wartet hier auf seinen Einsatz. Mit ihm kann man jeden Winkel in der Halle erreichen.

Das Ausmaß, was hier bereits geleistet wurde und in Kürze auf insgesamt knapp 15.000 m2 noch kommen wird, ist beeindruckend: ein Foyer als Haupteingang zum Alt- und Neubau, ein Konzertsaal für höchste Ansprüche und Platz für knapp 500 Besucher:innen, ein Museum, ein großer Salon, diverse Veranstaltungsräume, ein Live-Club sowie eine Dachterrasse mit Bar. Und – ganz wichtig – es entsteht ein Biergarten mit Ausschankgebäude und anmietbaren Räumlichkeiten samt Dachterrasse für Hochzeiten oder ähnliche Festivitäten.

www.stenger2.de

Fotos:
Laura Thiesbrummel
www.lt-architekturfotografie.com
Sascha Kletzsch
www.sascha-kletzsch.de
Bergson/Sebastian Reiter

(Erschienen in CUBE München 02|24)

Nothing found.

Der blaue Faden verbindet

Die neugestaltete Emscher-Promenade ist ein wichtiger Teil der blau-grünen Infrastruktur

Wahrzeichen, neu gedacht

Das „Sphere Tim Raue“ – Eine ästhetisch-kulinarische Innovation für den Fernsehturm

Heitere Gelassenheit

Ein Doppelhaus wurde behutsam in das üppige Grün des Grundstücks eingefügt

Nachhaltig, hochwertig, sozial

Sozialer Wohnungsbau vereint Bauqualität, Flexibilität und ausgewogenen Wohnungsmix

Nothing found.

Me-nage-a-trois-Titelbild_19_700pixel

Ménage à trois

Aus eins mach drei: Ein Bauernhof wird zum dreifachen Wohnhaus

SauerbruchHutton_KalleKoponen_20101020103_10_700pixel

Hoch hinaus? Das ist hier die Frage

Brauchen Berlin und München dringend Hochhäuser? – Pros & Cons von Matthias Sauerbruch

PonyClub8238_1_700pixel

Clubatmosphäre

Ein Friseursalon in Schwabing wird mit einem speziellen Interior Design zum Erlebnis

_SOM5710_1_2Naturallungen-01_15_700pixel

Reihenhaus reloaded

Ein Mittelhaus aus den 1980ern erfährt ein skandinavisch orientiertes Redesign

Villa im zeitlosen Look

Sichtbeton als gestalterisches und atmosphärisches Element

Büro im Industriedenkmal

Ein neues Flexoffice in einer alten Malzfabrik punktet mit außergewöhnlichem Interior-Design

_SRF0021_15_700pixel

Das weiße Haus

Neubau eines Wohnhauses mit 14 Wohnungen in Puchheim

_E0A8748-Kopie_230803_DINA4_19_700pixel

Vom Kloster zur Klinik

Profanierung eines Gebäudes von Friedrich von Gärtner