Landhaus-Camouflage
Gelungene Vereinigung von Tradition und heutigem Wohnstandard
In einem oberbayerischen Ort nahe der Isar ein Einfamilienhaus zu bauen, erfordert eine gewisse Anpassung an den traditionellen Landhausstil. Diesen mit moderner Formensprache zu vereinen gelang den Münchner Architekten Goldstein auf einem Grundstück in Icking im Süden Münchens. Die Bauherrschaft – ein junges Ehepaar mit drei kleinen Kindern – wünschte sich eine moderne Interpretation des ortsüblichen Landhauses mit typischem flachen Satteldach, jedoch ohne die kleinen Fenster, die einst wenig Licht ins Innere liessen. An deren Stelle tritt hier eine 14 Meter lange, raumhohe Glasfront mit Schiebetüren im Süden und Osten des Gebäudes hin zur Terrasse und zum Garten. Nahezu das gesamte Erdgeschoss hat einen offenen Grundriss: Ein großer Raum von 80 m² mit hellgrauem Natursteinfußboden und einem in der Mitte positionierten Kamin dient als Koch-, Ess- und Wohnraum. Lediglich der Hauseingang und die Treppe zum Obergeschoss begrenzen diese Wohnlandschaft auf der Westseite. Vom Flachbau der Garage führt ein geschwungener Weg aus Granitplatten über das leicht hügelige Grundstück hinauf zum Haus. Die Findlinge, auf die man beim Aushub gestoßen war, haben einen neuen Platz im Garten gefunden. Die Hausherrin, selbst passionierte Gärtnerin, hat an den passenden Stellen des Gartens sowohl Rabatten mit Zierpflanzen, als auch Beete für Nutzpflanzen angelegt. Im Inneren führt einläufige Treppe aus Eichenholz zu den oberen Schlafräumen mit drei Kinderzimmern samt Kinderbad sowie dem nach Osten ausgerichteten Masterbedroom samt Masterbad mit vorgelagertem Balkon. Alle Böden im Obergeschoss sind aus handgehobelten Eichendielen ausgeführt. Die nach oben bis zum Dach offenen Räume erreichen eine Höhe bis zu vier Metern. Das ins Dach integrierte Fensterband sorgt als Oberlicht auch hier für Helligkeit und ein Gefühl der Weite. Ein überdachter Südbalkon mit gläserner Brüstung verläuft über die gesamte straßenseitige Länge des Hauses. Der hohe Dachüberstand und die Balkone schützen das Haus im Sommer vor unnötiger Aufheizung. Im Winter genügen bei tiefstehender Sonne nur wenige Strahlen, um das Haus dank der üppigen Verglasung angenehm zu wärmen. Die Architekten schufen ein sympathisches Landhaus mit viel Licht und Platz für die junge Familie – womit erwiesen wäre, dass eine Symbiose aus Tradition und Moderne ohne Lüftlmalerei, Kitsch und Folklore auskommt und sich bestens in die Umgebung einfügt.
Fotos:
Goldstein
(Erschienen in CUBE München 04|23)