Auffälliges Gotteshaus
Die Neuapostolische Kirche in Essen-Rüttenscheid ist ein Blickfang
Mit ihrer Fassade aus verwittertem Stahl und dem Fenster in Kreuzform zur Franziskastraße ist der neuen Neuapostolischen Kirche in Essen-Rüttenscheid Aufmerksamkeit gewiss. Sie wurde am gleichen Standort wie die Vorgängerkirche erbaut und dient der erst vor kurzem aus drei Pfarrbezirken gebildeten Gemeinde Essen-Mitte nunmehr als multifunktionaler und zeitgemäßer Mittelpunkt. Der Entwurf stammt von Daria Kliem, der Leiterin der Abteilung Bau der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland. Sie hat ein sachliches, funktionales und flexibles Gebäude entworfen, das sich an den Bedürfnissen seiner Nutzer:innen orientiert.
Auch wenn die dort zuvor verortete und stark renovierungsbedürftige Vorgängerkirche nicht mehr zu retten war, erzählt der Neubau viel über die nachhaltige Herangehensweise aller am Neubau Beteiligten. So wurde die Pfeifenorgel ausgebaut, grundsaniert und nimmt nun auf der eigens für diesen Zweck errichteten Empore einen neuen Platz ein. Auch die Kirchenbänke kommen nicht zum ersten Mal zum Einsatz. Den aufgearbeiteten Massivholzbänken aus Meranti ist nicht mehr anzusehen, dass sie einst im typischen Stil der 1970er-Jahre dunkel daherkamen. „Wir haben ein Lager, in dem wir Material aus Kirchenauflösungen lagern, das wiederverwertet werden kann“, erläutert Innenarchitektin Heidi Peter. In diesem Fall wurde das Tropenholz gebleicht und die Pigmentierung überlackiert. Die Bankgestelle wurden nach ergonomischen Gesichtspunkten entworfen. Der Innenraum besticht durch seine schlichte Eleganz. So ist der Boden mit Anröchter Stein gefliest, und akkurat von der Decke hängende Leuchten illuminieren den hellen Saal gleichmäßig. Hinter dem Altar aus Corian befindet sich eine beamerfähige Fläche, die von hinter weißen Einbauschränken verbogener Technik bespielt werden kann. Die bodentiefen Fenster gewähren dezent Ein- und Ausblicke, wobei der Sichtschutz in Form stilisierter Wellen in Blau und Weiß die Verbindung zum Logo der Neuapostolischen Kirche herstellt.
Dem Kirchensaal angegliedert ist ein Anbau aus hellem Klinker, der durch einen Durchgang mit dem 258 Personen fassenden Kirchensaal verbunden ist. Dessen Eingangsbereich öffnet sich einladend zum Haupteingang und führt gegenüber an der Rückseite zu einem Stellplatz für 40 Pkw. „Dem Kirchensaal kann bei Bedarf durch eine mobile Wand ein großer Nebenraum mit weiteren 60 Plätzen zusgeschaltet werden. Dieser Raum hat zudem eine Verbindung zum Foyer, von welchem wiederum die Sakristei und die Teeküche zu erreichen ist. Somit erhalten wir maximale Flexibilität“, erläutert Daria Kliem. Heizenergie wird durch Erdwärme, in Verbindung mit einer Wärmepumpe und einem Speicher, für die Temperierung des Gebäudes gewonnen. Die Ausführungsplanung und weitere Begleitung des Projektes hat das Planungsbüro von Sascha Werth übernommen.
Fotos:
Christian Deutscher
www.deutscher-fotografie
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 02|24)