Villa mit Weitblick
Sichtbeton, Gussasphalt und Glas lassen innen und außen verschmelzen
Wer ungewöhnlich bauen möchte, führt nicht nur mit den Baubehörden intensive Gespräche, sondern lernt auch schnell seine neue Nachbarschaft kennen. Zumindest wenn Bauende selbst die Herausforderung annehmen, Vorbehalte gegen die Verwirklichung ihres Traums aus dem Weg zu räumen. Gerade in ländlichen Gegenden kann es recht schnell dazu kommen. Während der Bauherr einer Villa im Schwarzwald selbst mit der Nachbarschaft gesprochen hat, übernahm das beauftragte Architekturbüro Rebholz die Kommunikation mit den Ämtern. Schlussendlich konnte das Baupaar seinen Traum einer Villa am Hang mit Blick ins Grüne verwirklichen.
Mit seiner über die gesamte Breite gezogenen Loggia wirkt das Obergeschoss fast wie ein Fernrohr. Es sitzt mittig auf dem langgezogenen Erdgeschoss, kragt weit darüber hinaus. So entsteht der Eindruck verschiedener Kuben, die im Spiel übereinandergestapelt wurden. Vor allem aber entsteht eine große, überdachte Terrasse, getragen von wenigen Säulen. Der graue Sichtbeton gibt dem ganzen Ensemble eine gewisse Bodenhaftung, erhält aber zugleich eine gewisse Leichtigkeit durch die fast unsichtbar gefassten Verglasungen vom Schweizer Hersteller swissFineLine. Bis zu zehn Meter weit lassen sich die Glasschiebetüren vor der Terrasse im Erdgeschoss öffnen. Der Mechanismus dazu ist Teil des Smarthome-Systems, mit dem auch die textile Verschattung aller Glasflächen des Hauses gesteuert wird. Weite und Raum entstehen in der Villa nicht allein durch ihre schiere Größe und den offenen Grundriss. Dass die Räume wie in Rahmen gefasste Luft wirken, liegt großteils an den Materialien, allen voran Glas, das sich im Erdgeschoss auch über die Ecken zieht. Sichtbeton prägt die Wände und wird von hellen Holzakustikdecken begleitet. Passend dazu der eher ungewöhnliche, fugenlose Bodenbelag aus geschliffenem Gussasphalt. Er lässt das Drinnen wie draußen erscheinen und verfügt trotz seiner im Kern groben Herstellung über eine angenehm weiche Haptik. Daher verwundert es nicht, dass sich der Belag ausnahmslos in jedem Raum wiederfindet, wodurch sich der Eindruck des einheitlichen Raums verstärkt, der die Umgebung aufnimmt und in sie übergeht.
Zum Grau des Betons im Außenbereich gesellt sich das Grün des Rasens, der auf den Dächern und der Garageneinfahrt im Untergeschoss sprießt. Dieses Duo aus zwei Farben wird durch den langen blauen Streifen des Schwimmbeckens ergänzt, das sich zwischen Wohn- und Poolhaus erstreckt und beide optisch verbindet. Der kleine Würfel des Poolhauses besteht zur Hälfte aus Glas und wird bei Weitem nicht nur bei Sonnenschein und Badewetter genutzt. Gerade bei schlechtem Wetter wird er ein Ort, an dem sich die Natur noch unmittelbarer erleben lässt – geschützt und wohl geborgen hinter den großen Fensterscheiben.
www.swissfineline.ch
www.rebholz.de
Wohnfläche: ca. 420 m² Wohnfläche und ca. 470 m² Nutzfläche
Grundstücksgröße: ca. 2.450 m²
Bauzeit: 3 Jahre
Bauweise: Massivbau Beton, Vollwärmeschutz, Vorhangfassade
Fotos:
Daniel Gerteiser
www.fotofilmdesign.com
(Erschienen in CUBE Stuttgart 04|21)