Wahrzeichen, neu gedacht
Das „Sphere Tim Raue“ – Eine ästhetisch-kulinarische Innovation für den Fernsehturm
Auf 207 Metern Höhe erhielt die Berliner Architektur-Ikone von Hermann Henselmann eine neue Dimension – architektonisch, gastronomisch und kulturell: das kürzlich eröffnete Drehrestaurant „Sphere Tim Raue“, gestaltet vom Stuttgarter Büro Dittel Architekten.
Im Zentrum der gestalterischen Idee stand der respektvolle Umgang mit dem denkmalgeschützten Bauwerk: Auf einer Fläche von rund 420 m² wurde ein gastronomischer Erlebnisraum geschaffen, der die charakteristische Ästhetik der späten 1960er-Jahre respektvoll aufgreift und behutsam weiterentwickelt. Das Innere der Turmkugel wurde auf diese Weise als Ort neu gedacht, um Geschichte zu bewahren und gleichzeitig zeitgemäße Perspektiven zu eröffnen – mit einem ganzheitlichen Interior-Konzept und der kulinarischen Handschrift von Tim Raue.
In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz und der historischen Bausubstanz entstand ein Gesamtkonzept, das die Architektur des Turmes aufnimmt, räumlich interpretiert und atmosphärisch neu inszeniert. Ziel war es, den monolithischen Charakter der Außenhülle mit einem einladenden, zeitgemäßen Innenraum in einen neuen Dialog zu setzen. Die Material- und Farbwelt orientiert sich an den ursprünglichen Gestaltungselementen der 1960er-Jahre: warme Retrotöne in Creme und Braun, kombiniert mit akzentuierendem Dunkelblau. Bestehende Möbel wurden ressourcenschonend aufgearbeitet, Wandverkleidungen originalgetreu rekonstruiert und mit hochwertigen, langlebigen Oberflächen ergänzt. Die architektonische Grundstruktur des „Sphere Tim Raue“ folgt konsequent der konzentrischen Geometrie der Turmkugel. Das Raumgefüge gliedert sich in drei funktionale und atmosphärisch differenzierte Zonen, die gemeinsam eine fließende räumliche Choreografie ergeben – eine radiale Bewegung zwischen Ausblick, Aufenthalt und Service. Die äußere Zone des Restaurants bildet der sich drehende Ring an der Glasfassade, der die Sitzplätze aufnimmt. Hier erleben die Gäste den berühmten, einzigartigen 360-Grad-Blick auf Berlin – ein Panorama, das sich mit dem Tageslicht wandelt und bei Dämmerung magische Momente schafft. Die kontinuierliche Drehbewegung macht den Aufenthalt zu einem immersiven Erlebnis, bei dem sich das Stadtbild ständig verändert. In die Wandzonen des Innenrings sind die funktionalen Elemente integriert: Eine neue Bartheke in Travertinoptik und gebürstetem Edelstahl zitiert die historische Ausstattung, während eine intim inszenierte Weinnische Rückzugsmöglichkeiten bietet. Die Decken sind hier bewusst niedriger und dunkel abgesetzt – ein gezielter Kontrast, der das radiale Raumkonzept zusätzlich betont und die Aufenthaltsqualität unterstreicht.
Das „Sphere Tim Raue“ vereint die Handschrift des Küchenchefs – geprägt von den Gegensätzen süß, sauer, scharf – mit einer architektonischen Inszenierung, die ebenfalls mit Gegensätzen spielt: zwischen Vergangenheit und Zukunft, Retro und Zeitgeist, Alltag und Exklusivität.
Fotos:
Martin Baitinger
(Erschienen in CUBE Berlin 03|25)
