Originalität gefragt
Ein knapp dimensioniertes Wohnhaus mit maximaler Wohnfläche
Häufig erhält ein Gebäude während der Planungsphase einen Projektnamen. Je größer und bedeutender das Gebäude, desto raffinierter die Namen. Bei Einfamilienhäusern ist der Name meist unbedeutender, es sind Abkürzungen von Familiennamen oder von Straßennamen mit der entsprechenden Hausnummer. Nicht so geschehen bei einem neuen Wohnhaus, das das Büro 24gramm Architektur in einer Gartensiedlung in Wien realisiert hat: Nonne am Schafberg – wer genau hinschaut, stimmt mit einem Schmunzeln zu. Bis es zu der Namensgebung kam, musste aber erst einmal geplant und gebaut werden.
Das Wohnhaus steht in einer dicht besiedelten Wohnsiedlung, daher stand das Konzept schnell fest. Das Kerngebäude sollte eine Hülle bekommen, die wie mit Scheuklappen (oder wie als Kopfbedeckung einer Nonne) auf das eigene Grundstück mit dem Garten fokussiert, ohne nach links und rechts schauen zu müssen. Für die Fassade ließen sich die Architektinnen etwas Originelles einfallen. Sie entwickelten ein Wechselspiel aus weißen Putzoberflächen und schwarz lasierten Fichtenbrettern, die den Kontrast zwischen Kerngebäude und Hülle spannungsvoll betonen. Auffallend sind auch die Fenster, die mit weißen, schrägen Laibungen ausgeführt wurden. Die Grundfläche der oberirdisch bebauten Fläche beträgt gerade einmal rund 6 x 8 m. Insgesamt verteilen sich 130 m² Nutzfläche über zwei oberirdische Geschosse und ein Untergeschoss. Aufgrund der Hanglage liegt das Erdgeschoss im Norden teilweise im Erdreich, das Untergeschoss ragt hingegen im Süden etwa 1 m über das Gartenniveau heraus und wird so großzügig und natürlich belichtet. Im Innern des Wohnhauses wurde das Maximum an Wohnfläche geschaffen. Haupteingang, Garderobe und die privaten Räume befinden sich im Obergeschoss, sodass das gesamte Erdgeschoss zum Wohn- und Lebensmittelpunkt wird. In den Sommermonaten kann dieser mühelos über eine 3 m breite Schiebetür bis über die Terrasse vergrößert werden. Die Oberflächengestaltung ist zurückhaltend gewählt. Eichenparkett, handgefertigte Fliesen, raumhohe Ganzglasanlagen und beschichteter Estrich lassen die Innenräume hell und warm erscheinen. Dazu passend haben die Architektinnen Einbaumöbel entworfen, die Stauraum bieten und Funktionsbereiche trennen. Mit der Verwendung von Corian und dezent weiß lackierten Oberflächen halten sie sich bewusst im Hintergrund. Die Ausnahme bildet die 8 m hohe Sichtbetonwand, die die einläufige Treppe über die drei Geschosse begleitet. Das Wohnhaus erinnert wahrlich an eine Kopfbedeckung einer Nonne – von der Tradition, der Einfachheit und der Einheitlichkeit hat es sich allerdings freigemacht.
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