Historie und Moderne
Mit Reflexion und Neuinterpretation wird ein Gründerzeitbau aufgestockt
Wer an einen Dachausbau eines Gebäudes aus der Gründerzeit denkt, dem erscheint womöglich als erstes ein Satteldach, ein Walmdach oder ein Mansardendach. Doch es gibt auch andere, mutigere Lösungen. Das Wiener Architekturbüro Josef Weichenberger architects + Partner hat auf ein viergeschossiges Gründerzeithaus in Wieden einfach einen dreigeschossigen Neubau aufgesetzt.
Wer nun meint, das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, liegt falsch. „Wir haben für die Modellierung des Dachaufbaus die städtebauliche Situation aufgegriffen und die historischen Baufluchten genutzt. Da Dachschrägen für Wohnräume ungeeignet sind, wollten wir ausschließlich vertikale Fassaden ausführen, die gleichzeitig einen Zugewinn an Fläche schaffen“, so der Architekt. Selbst die Baugesetze konnten eingehalten werden: Geforderte Rücksprünge und Beschränkungen in der Kubatur wurden durch die versetzte Stapelung der Ebenen erreicht; die Formen der neuen Baukörper, die sich über eine deutlich gesetzte Fuge zum alten Gesims absetzen, folgen den bestehenden Achsen.
Auf den drei neuen Ebenen konnten so vier Wohnungen entstehen, die sich großzügig zu den belebten Straßen öffnen und durch die gläsernen Fassaden beeindruckende Ausblicke bieten. Obwohl die Grundfläche des Hauses gerade einmal 290 m2 beträgt, erhält jede Wohneinheit durch geschicktes Versetzen der Baukörper zusätzlich Terrassen, die das Leben nach außen ermöglichen. Für den Dachausbau, der neben der Aufwertung der Wohn- und Lebensräume im Vergleich zu traditionellen Dachgrundrissen vor allem auch einen stadträumlichen Mehrwert schafft, gab es die Anerkennung des 27. Wiener Stadterneuerungspreises.
www.weichenberger.at
Architekten:
Josef Weichenberger architects + Partner
www.weichenberger.at
Fotos:
Erika Mayer
www.erikamayer.at