Renaissance des Stucks

Seit der Antike, besonders in der Renaissance, im Barock und Klassizismus war Stuck ein beliebtes Gestaltungsmerkmal, nicht nur für Fassaden und Innenräume von Königshäusern oder Kirchen, sondern ab dem Jugendstil auch bei Mietshäusern. Hier setzte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Umdenken ein: „Der Gestaltung der Fassade wurde kaum noch Bedeutung zugemessen. Das führte so weit, dass es in Berlin Zuschüsse von öffentlichen Stellen gab, den alten Stuck von Häusern abzuschlagen und durch einfache Glatt- oder Kratzputzfassaden zu ersetzen“, so der Experte Thomas Nagel von Stuck Nagel in Berlin.

Dieser Trend hat sich seit einigen Jahren gedreht: Der lange als überflüssig und Zierrat aus längst vergangenen Zeiten gehaltene Wandschmuck erlebt eine Renaissance: Wandstuck, Stuckrosetten, Stuckdecken oder -leisten liegen wieder im Trend, so der Heilbronner Stuckateurmeister Axel von der Herberg. Im Innen- und Fassadenbereich, insbesondere in repräsentativen Gebäuden wie Hotels und SPA-Bereichen sind ökologische, formstabile Verzierungen stark gefragt. In seinem familiengeführten Betrieb werden die Stuckstäbe und Ornamente puristisch rein, aus Naturgips und Wasser sowie einer speziellen Faser zur Bruchsicherung hergestellt. Für seine Technik erhielt er 2014 den Bundesinnovationspreis. In seinem Portfolio finden sich Eck- und Begleitleisten, Rosetten und Arabesken, über deren präzise und kunstvolle Ausarbeitung viele Wirtschaftsvertreter bei einer Delegationsreise nach Saudi-Arabien staunten. Für Oberflächengestalter, Architekten und Interior Designer gibt es die Wahlmöglichkeit zwischen dem werthaltigen Original aus widerstandsfähigem Mörtel oder Dekorelementen aus Polystyrol bzw. Polyurethan, den es in einer riesigen Auswahl gibt und mit dem eine Wohnung im Handumdrehen „auf Altbau“ getrimmt werden kann. Diese Produkte sind einfach zu montieren und günstiger als aus Meisterhand und Naturmaterialien hergestellter Stuck. Egal für welche Variante man sich schließlich entscheidet oder man gar historische Verzierungen sein eigen nennen kann: Wenn Stuck zu häufig überstrichen oder eine zu dicke Farbschicht aufgetragen wird, verliert er seine Struktur. Bei historischem und aufwendig hergestelltem Gipsstuck sei das natürlich fatal, so der Stuckateur Tibor Keppler aus Malsch. Hier könne nur ein Experte helfen, um das originale Erscheinungsbild zu erhalten oder die filigranen Formen unter dicken Farbschichten wieder hervorzuholen.