Shoppen im Quartier
Wohnen und Einkaufen in enger Verzahnung
In der historischen Altstadt von Ulm, rund um das 1377 erbaute Ulmer Münster, das den höchsten Kirchturm der Welt trägt, ergänzt das neue Wohn- und Geschäftshaus die vorhandene Quartiersstruktur. Professor Dieter Herrmann und Professor Gerhard Bosch haben bei ihrer Planungsarbeit auch immer von den innovativen Einflüssen der Hochschulen profitiert. Das neue Gebäude ersetzt an dieser Stelle das ehemalige Grabenseegebäude aus den 1960er-Jahren.
Die kleinteilige Kubatur der neuen Baukörper integriert sich selbstverständlich in die vorhandene historische Struktur der Altstadt. Herrmann+ Bosch Architekten aus Stuttgart haben wegen der kleinteiligen Parzellierung des historischen Bebauungsplanes die geforderte Baumasse in zwei Gebäude aufgeteilt. Der Baukörper an der Platzgasse reagiert auf die kaum wahrnehmbare Kurve im Straßenverlauf durch zwei leichte Knicke, die die Baumasse subtil in den Stadtgrundriss integrieren.
Die beiden Neubauten an Platz- und Kohlgasse sind durch eine Fuge mit lichtdurchflutetem Treppenhaus getrennt. Die Einkaufszone flankierend, entdeckt man in der Sockelgeschosszone zwei Gewerbeeinheiten mit einladenden, raumhohen Schaufenstern unter einem durchgehenden, auskragenden Vordach. Unter dem Gebäude befinden sich zwei Tiefgaragengeschosse, die mit einem Aufzug über die Kohlgasse erschlossen werden. Oberhalb der Geschäftszone im Erdgeschoss auf der Seite der Platzgasse erhebt sich eine weiß verputzte Fassade, die durch große Öffnungen klar gegliedert ist. Durch seine Lochfassade und Materialgebung passt sich das Gebäude auf dieser Seite an die vorhandene Umgebungsbebauung an. Darüber entwickelt sich eine steile Dachfläche, die drei weitere Geschosse beherbergt. Die Brüstungen der Loggien sind bronzefarbene, mit einem Ornament gelochte Bleche, dessen Motiv aus den gotischen Elementen des Ulmer Münsters entwickelt wurde.
In den fünf oberen Geschossen des Gebäudes sind großzügige Eigentumswohnungen mit individueller Ausprägung untergebracht. Der lichte Treppenraum mit einem breiten Treppenauge ist eine der Qualität der Wohnungen angepasste Erschließung. Das Konzept der hohen Flexibilität durch die Skelettbauweise ermöglichte es, noch nach Baubeginn im 1. Obergeschoss eine Arztpraxis , die sich über zwei Wohnungen erstreckt, und ein Büro einzubauen.
Während alle Wohnungen barrierefrei zu erreichen sind, hat man auch innerhalb der Wohnungen die Flächen so bemessen, dass eine Barrierefreiheit sichergestellt ist. Hofseitig dagegen gestalteten die Architekten eine andere, „private“ Fassade. Hier reagiert die Form auf die Kleinteiligkeit der historischen Bebauung durch Faltung.
Das Thema des Erkers wird hier großzügig neu interpretiert. Die dunkle Faserzementfassade bildet einen spannungsreichen Kontrast zur weißen Putzfassade. Die bedruckten Glasbrüstungen geben der Enge der Bebauung einen Bezug zur Natur. Alle Freibereiche auf dieser Seite sind so ausgebildet, dass sie einen direkten Ausblick auf das Münster ermöglichen.
www.herrman-bosch.de
Architekten:
Herrmann + Bosch Architekten
www.herrmann-bosch.de
Fotos:
Ralf-Dieter Bischoff
www.ralfdieterbischoff.de