Furchtlos und treu
Daheim beim Verein für Bewegungsspiele
Das neue Restaurant empfängt den Besucher mit einer langen Fensterfront, die als Faltfassade ausgeführt ist, um das Sitzplatzangebot der Räumlichkeiten bei gutem Wetter um weitere 200 Terrassenplätze erweitern zu können. Über den davor stehenden Tischen hängen Wimpelbänder an der Decke. Diese bestehen aus 1893 einzelnen weißen und roten Wimpeln, eine Referenz an das VfB-Gründungsjahr. Der „Verein für Bewegungsspiele“ wurde als Fußballclub in Bad Cannstatt gegründet und hier befindet sich auch das Stadion sowie das Vereinsrestaurant. Als junge Gastronomen das Restaurant übernahmen, war eine Komplettrenovierung nötig. An das neue „Vereinsheim“ wurden große Hoffnungen geknüpft. Es sollte zunächst als Anlaufstelle für die Fans dienen, zum gemeinsamen Fußball schauen im Fernsehen einladen, aber sich zudem auch als kulinarische Adresse in der Stadt etablieren. Die Architekten der Ippolito Fleitz Group lösten diese Aufgabe, indem sie eine präzise Zonierung mit atmosphärisch unterschiedlichen Bereichen konzipierten. Sehr schön erkennt der Besucher dabei das über allem schwebende Leitthema: die Vereinsgeschichte, die durch Autogrammkarten, Vereinsdevotionalien und einer spannenden Deckengrafik erzählt wird. Vom Eingang ausgehend überspannt ein Rhizom aus Zitaten die Decke. Durch ihre Anordnung entwickeln sie eine optische Sogwirkung, die die Besucher in den Raum hineinzieht. Die zahlreichen Zitate, teils skurril und immer witzig, laden ein, den Raum zu erforschen und zu entdecken. Sehr einladend wirkt ein langer, hoher Tisch mit einigen Barhockern, der sich direkt am Eingang hinter dem Empfangspult befindet.
Offen, ungezwungen und kommunikativ ist auch die Atmosphäre im Barbereich daneben. Eine Glasdecke sorgt hier für Tageslicht, die Wände sind unprätentiös mit dunkel gestrichenen Holzwolleplatten verkleidet, die zugleich als interaktives Raumelement dienen: Die Fanclubs dürfen hier mit ihren Vereinswimpeln ihre Verbundenheit mit dem VfB zeigen. Hinter der Bar liegt ein eher privater, zurückgezogener Raum mit einem ovalen „Stammtisch“. In der Wand dazwischen ist eine Vitrine für Wechselausstellungen zur Vereinsgeschichte eingelassen, deren Exponate die Geschichten aus der aktuellen Stadionzeitung weitererzählen. Vor der langen Wand, die durch ein großes Fenster einen Blick in die Küche ermöglicht, befindet sich der Bereich der Fans, die hier symbolisch ihren Stars auf Augenhöhe begegnen sollen. Gerahmte Autogrammkarten zeigen hier eine von Fans gewählte Jahrhundertelf. Wie im Stadion sind sich die hier Sitzenden räumlich nahe. Als Huldigung an den „12. Mann“ überwölbt eine Deckenschale mit Tausenden von Fans den Bereich. Sehr plastisch greift ihre Form das Stadionoval auf und die eingehängten Spots verbreiten Flutlichtatmosphäre.
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