Aus einem Guss
Überzeugendes Einfamilienhaus in Ludwigsburg
Wenn Architekten für sich selbst bauen sind die Ansprüche besonders hoch und die Diskussionen bisweilen langwierig. Dennoch hat das Architektenpaar Dorothee und Kai Dongus den Schritt zum eigenen Haus gewagt, als ihnen das Grundstück an der Marienwahl angeboten wurde.
Auf Grundlage des restriktiven Bebauungsplans waren in der Nachbarschaft sehr konventionelle Satteldachhäuser entstanden. Mit viel Überzeugungskraft konnten weitgehende Befreiungen von diesen Vorschriften für die Bebauung eines der letzten, städtischen Grundstücke erreicht werden. Dadurch wurde es möglich, mit einem Flachdachgebäude in besonderer Weise auf die Gegebenheit des Ortes einzugehen.
Das Grundstück liegt südlich der B 27, einer Bundesstraße, welche Ludwigsburg mit Stuttgart verbindet und leider starke Lärmemissionen verursacht. Um dieser Lärmbelastung entgegenzuwirken, planten die Architekten einen L-förmigen Grundriss, der eine Terrasse umschließt und zudem Privatheit erzeugt. Die formale Idee der aufgeschnittenen Röhre bildete ein wesentliches Entwurfselement. Dieses Prinzip unterstreichen die Architekten durch ähnliche Dimensionierung von Dach- und Deckenrändern, Wänden und Terrassensockel.
Als Materialien für das Gebäude definieren sie mit Eisenoxid eingefärbten Sichtbeton im Außenbereich, während die Innendämmung aus Schauglasplatten besteht. Deutlich erkennt der Betrachter die Haltung des Architekten, das Material auf das Wesentliche zu reduzieren.
Betritt man das Gebäue, registriert man, dass der zentral liegende Wohnbereich auf das ehemalige Geländeniveau angehoben wurde. Von hier aus kann man nun die Aussicht nach Süden Richtung Stadtmitte und nach Norden ins Grüne genießen. In diesem nahezu stützenfreien Raum befindet sich der Wohn- und Schlafbereich für die Eltern. Sehr klug platziert ist eine 15 m lange Schrankwand, die sämtliche Staufunktionen für die angrenzenden Räume anbietet und einen Raumteiler nach Osten darstellt. Das Sockelgeschoss nimmt den Eingangsbereich mit der Treppe sowie ein Kinderzimmer mit Bad auf. Sogar das Fahrzeug kann noch unter einer Auskragung geschützt geparkt werden.
Die nahezu stützenfreie Ebene wurde durch eine Konstruktion aus einer weit gespannten Betondecke, die überhöht ausgeführt wurde und über der zentralen Wand mit Brückenauflagern thermisch getrennt aufliegt, erreicht. In enger Zusammenarbeit mit der Fassadenbaufirma entstand als Eigenentwicklung eine nahezu rahmenlose Metall-Glasfassade. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung verbessert die Energiebilanz und schützt gegen nächtliche Lärmeinwirkung. Die altbewährte Haltung „weniger ist mehr“ hat der Architekt an dieser Stelle sehr überzeugend umgesetzt.
www.dongus.com
Architekten:
Dongus Architekten
www.dongus.com
Fotos:
Oliver Rieger
www.oliverrieger.com
Rohbau:
Karl Köhler
www.karl-koehler.de
Glasfassade:
Pfeiffer Metallbau
www.pfeiffer-metallbau.de
Heizung, Lüftung, Sanitär:
Münster
www.muenstergmbh.de
Estrich:
Aufrecht
www.aufrecht-gmbh.de