Klarer Kubus
Wohnhaus in Mülheim an der Ruhr
Der weiße Bau mit der strengen Kubatur steht in deutlichem Kontrast zur Einfamilienhaus-Satteldachidylle der Nachbarschaft. In dem ruhigen Wohnviertel, das in den Fünfzigerjahren am Rande von Mülheim an der Ruhr entstand, fand ein junges Paar nach langer Suche sein Wunschgrundstück. Angelehnt an die klare Formensprache der Bauhaus-Zeit entwarf das Architekturbüro Wolfdieter Albrecht aus Ratingen hierfür einen kubischen Baukörper mit fließenden Raumübergängen im Inneren.
Die Bauherren, große Freunde der klassischen Moderne, wünschten sich einen Bau im Stil von Mies van der Rohe oder Le Corbusier. Bauherren und Architekt entschieden sich für einen einfachen kubischen Bau. Auf zwei Geschossen verteilen sich 275 m2 flexibel nutzbare Wohnfläche. Betritt man die untere Etage, fällt zunächst die raumbildende Stahltreppe ins Auge. Sie ist leicht und transparent konstruiert, sodass der Blick vom Eingang durch den Wohnbereich bis in den Garten fällt. Den Endpunkt dieser Sichtachse bildet eine Cortenstahlscheibe am hinteren Grundstückrand. Rechts vom Eingang befindet sich eine funktionale Box, welche die Garderobe, einen Abstell- und den Hausanschlussraum aufnimmt. Ansonsten ist der Grundriss des Erdgeschosses ohne trennende Wände konzipiert, damit die Bewohner des Hauses den Wohn-, Koch- und Essbereich frei gestalten können. Die schmale Sichtbetonwand, die in der Verlängerung des Treppenraumes steht, wirkt nicht wie eine Abgrenzung, sondern durch ihre Rohheit fast wie eine Skulptur. Der Beton geht dabei optisch in den nur mit Epoxidharz behandelten Estrich des Fußbodens über und bildet mit diesem einen Kontrast zu den weiß verputzten Wand- und Deckenflächen.
Der großzügige Luftraum im Eingangsbereich verbindet die beiden Etagen miteinander. Über die Treppe gelangt man in den Privatbereich des Paares. Hier sind Schlaf- und Gästezimmer, ein großes Bad sowie eine Ankleide untergebracht. Auch das Büro befindet sich im Obergeschoss – im Gegensatz zu den Nachbarräumen ist es als offener Raum integriert.
Um den Bau auch bei Dunkelheit in Szene zu setzen, wurde die Lichtplanerin Martina Ritzi beauftragt für eine anregende Lichtatmosphäre innen und außen zu sorgen. So betont unter anderem eine große filigrane Kugelleuchte den zentralen Treppenraum. Dieses Element wiederholte sie im Wohnraum sowie im Garten, wo kleinere Kugeln für stimmungsvolle Helligkeit sorgen. Auch die Cortenstahlscheibe am Ende des Gartens wird nachts mit Licht akzentuiert.
Beim Entwurf des Wohnhauses spielten neben gestalterischen auch energetische und wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle. Zum einen sollte die Energieversorgung über Geothermie sichergestellt werden. Mithilfe von zwei 88 Meter tiefen Sonden gelangt die Erdwärme nach oben und wird in Verbindung mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe zur Beheizung der Räume und zur Brauchwassererwärmung genutzt. An heißen Tagen übernimmt die Wärmepumpe durch den integrierten Wärmetauscher sogar die Kühlung der Wohnräume. Aufgrund seiner kompakten Form verfügt das Gebäude zudem über ein energetisch gutes Verhältnis zwischen luftberührter Außenfläche und umbautem Raumvolumen von 0,5 m²/m³, was den Heizenergiebedarf günstig beeinflusst. Für zusätzliche Energieeinsparung sorgt die durchdachte Anordnung und Dimensionierung von Fenstern. Um die passiven solaren Energiegewinne zu optimieren, ist die nach Südwesten ausgerichtete Fassade mit großen Glasflächen ausgestattet. Wohingegen die Nordostseite weitgehend geschlossen ist. Abgerundet wird das Konzept durch eine bewusste Reduzierung der eingesetzten Materialien.
In enger Zusammenarbeit zwischen dem Architekturbüro Wolfdieter Albrecht und den Bauherren ist ein puristisches Wohnhaus mit nachhaltigem Gesamtkonzept entstanden, das nicht nur ästhetisch einen klaren Standpunkt in der etwas biederen Umgebung schafft.
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Architekten
Architekturbüro Wolfdieter Albrecht
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Fotos
Renate Fritsch
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