Energiesparendes Designhaus
Einfamilienhaus in Bochum produziert mehr Strom als es verbraucht
Wenn der Bauherr dieses Hauses am Ende eines langen Tages von seinem Esszimmertisch aus auf die Ruhr blickt, dann genießt er nicht nur das schöne Ambiente seines Neubaus, er hat auch ein reines Gewissen. Denn sein Traumhaus produziert mehr Energie als es verbraucht. Vervoorts & Schindler Architekten aus Bochum realisierten das Plusenergiehaus für den selbstständigen Dachdeckermeister und Energieberater, das nicht nur energetisch sondern auch optisch überzeugt.
Dabei waren die Voraussetzungen für den Neubau alles andere als gut. Durch die extreme Hanglage mit 18 m Höhenunterschied musste das Gelände aufwendig mit einer 6 m hohen Stahlbetonstützwand abgefangen werden. Aufgrund des felsigen Untergrundes war eine Rückverankerung im Felsen notwendig, um ein Abrutschen des Gebäudes zu verhindern. Und schließlich erwies sich auch noch der Genehmigungsprozess beim Bauamt als langwierig. Doch mit viel Beharrlichkeit und Geduld ist letztlich ein 3-geschossiges Einfamilienwohnhaus mit Einliegerwohnung und Doppelgarage entstanden, das die Energieeinsparverordnung von 2014 weit übertrifft. Um für die Nutzung von Solarthermie und Photovoltaik eine größtmögliche Fläche bereit zu stellen, wählte man ein Pultdach mit einem perfekten Neigungswinkel von 34 Grad. Die Architekten setzten die Vorgabe des Bauherren optisch raffiniert um, indem sie das Gebäude in zwei Teile gliederten, die sie ineinander verschoben. Für den gartenseitigen Gebäudeteil wählte man anthrazitfarbenen Zink mit unregelmäßigen Scharenbreiten. Dieses Material konnte der Bauherr selbst verarbeiten, zugleich wirkt die homogene schwarze Fläche in Kombination mit den Indach-Photovoltaikmodulen, die nahezu die gesamte Dachfläche einnehmen, sehr harmonisch. Der andere Gebäudeteil erhielt eine Holzverschalung, die dem Haus einen angenehm warmen Ton verleiht und einen schönen Kontrast zur Zinkfassade bildet.
Insgesamt 300 m² Wohnfläche sind entstanden. Das Untergeschoss auf der Gartenebene lässt sich auf Wunsch zu einer eigenen Wohneinheit abtrennen. Dennoch wirkt das Haus nicht wie ein Mehrfamilienhaus. Eine mäanderförmige Treppe aus Eiche-Vollholz und die darauf abgestimmte Beleuchtung sorgen für einen wohnlich gestalteten räumlichen Zusammenhang der beiden Geschosse. Den Wohnraum in der ersten Etage ordneten die Architekten mit einer großzügigen Terrasse zum Hang hin an. Der Fernblick ins Ruhrtal ist für Bauherren und Besucher immer wieder faszinierend.
Das KFW 40-Haus produziert mehr Strom als es verbraucht. Um dieses Ziel zu erreichen, steckt es voller haustechnischer Besonderheiten: Die Photovoltaikelemente auf dem Dach erzeugen Strom, eine Luft-Wärmepumpe sorgt für energiesparendes Heizen im Winter ergänzt um eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Für das Elektroauto gibt es eine E-Tankstelle in der Garage. Bereits im ersten Jahr hat die Anlage mehr als 18.800 kWh Strom produziert, verbraucht hat die Familie nur 15.000 kWh, welche mit Hilfe des eingebauten Batteriespeichers zu ca. 60 Prozent direkt aus der Solarenergie gewonnen werden konnten. Das energiesparende Designhaus ist damit zugleich ein gelungenes Referenzobjekt für den Betrieb des Bauherren.
www.vs-architekten.de
Fotos:
Eric Polenz
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 04|16)
Architekten:
Vervoorts & Schindler Architekten
www.vs-architekten.de
Dach und Fassade:
Hoose Bedachungen
www.hoosedach.de
Holzbau:
Holzbau Schindler
www.HolzbauSchindler.de
Fliesen:
Fliesen Sistermann
www.fliesi.de
Fenster:
Paul Hoffmann
www.hoffmann-fenster.de
Treppe:
Maler:
de Greef
www.de-greef.de
Elektro:
Frank Mai Elektrotechnik
www.mai-elektrotechnik.de